Bienensterben – Wie wichtig ist der Bienenschutz?

Dr. rer. nat. Christine Haselier

Autor: Dr. rer. nat. Christine Haselier

Über den Autor: Dr. Christine Haselier, Biologin und Naturfreundin, vereint Forschung in Neurobiologie und Pharmakologie mit leidenschaftlichem Schreiben über Natur und Tiere.

Letzte Aktualisierung: 29.09.2023

Verfasst unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Standards. Erfahre mehr über Bienen.info

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Der Beitrag zum Bienensterben wurde von der promovierten Diplom-Biologin Dr. rer. nat. Christine Haselier verfasst und von dem Gesundheitswissenschaftler Dr. rer. medic. Harald Stephan ergänzt. Ziel des Beitrages ist es ein wenig Ordnung beim Thema „Bienensterben“ zu schaffen und über die wichtigsten Fakten aufzuklären. Wir haben zu dem Thema auch Parteien und Verbände zu Wort kommen lassen.

Natur- und Umweltschutz ist aktuell ein viel diskutiertes Thema und erlangt gerade in den jüngeren Generationen einen hohen Stellenwert. Kein Wunder also, dass sich mittlerweile auch noch andere Politiker als die üblichen grün denkenden den Natur- und Umweltschutz auf die Fahnen schreiben möchten.

Das Bienensterben dient häufig als beliebtes Beispiel für das Artensterben und als Mahnmal dafür, wie dringend wir unsere Natur schützen müssen. Es kommt einem manchmal allerdings so vor, als ließen sich sämtliche Umweltprobleme durch Bienenhotels auf privaten Grundstücken, Blühstreifen auf landwirtschaftlichen Flächen und mehr Hobbyimkern lösen. Dabei ist nicht nur der Natur- und Umweltschutz deutlich komplexer, sondern selbst der Bienenschutz für sich. Es fängt schon damit an, dass der Schutz allein von Bienen nicht ausreicht. Was ist mit den anderen Insekten? Dann gibt es noch einen großen Unterschied zwischen der Bedrohung von Honigbienen und Wildbienen. Nicht selten gerät diesbezüglich einiges durcheinander.

Zahlen und Fakten zum „Bienensterben“

Wenn von einem Bienensterben die Rede ist, ist es wichtig, zwischen Wildbienen und Honigbienen zu unterscheiden. In Deutschland sind etwa 560 Wildbienenarten beheimatet. Davon steht ungefähr die Hälfte als gefährdet auf der Roten Liste.

Der Honigbiene geht es wesentlich besser, da sich Imker um sie kümmern. Fachlich bedeutet „Bienensterben“ eigentlich, dass alle Bienen flächendeckend sterben und somit auch die Honigbiene. Dies ist so nicht der Fall, weshalb manche die Verwendung des Begriffs kritisieren. Andere verwenden den Begriff hingegen bei verschiedenen Ereignissen, die zu einem vermehrten Sterben von Bienen führen. Dabei geht es dann weniger um ein Artensterben, sondern beispielsweise um den überdurchschnittlichen Verlust von Honigbienenvölkern bei der Überwinterung. Unabhängig von der Begrifflichkeit ist jedoch der Rückgang aller Insekten, einschließlich der Wildbienen, besorgniserregend und ein Grund, etwas im Sinne des Natur- und Umweltschutzes zu ändern. Zum Beispiel beziffern Forscher in einer Studie den Rückgang an fliegenden Insekten in manchen Regionen Deutschlands im Zeitraum von 1989 bis 2016 mit 76 Prozent.1 Wer noch die Zeiten kennt, in denen man bei längeren Fahrten auf der Autobahn zwischendurch die toten Insekten von der Windschutzscheibe runterkratzen musste, dürfte sich über die Zahl nicht sonderlich wundern.

Die Situation der Wildbienen

Im Gegensatz zur Honigbiene bilden die meisten Wildbienenarten keine Staaten, sondern leben alleine und legen auch keine Honigvorräte an. Zu den bekanntesten Wildbienen zählen die Hummeln. Wildbienen nisten je nach Art an ganz unterschiedlichen Orten wie etwa im Boden, in morschem Holz oder in Pflanzenhalmen. Sie spielen wie die Honigbienen ebenfalls eine äußerst wichtige Rolle als Bestäuber von Pflanzen, wenn sie Nektar und Pollen als Nahrung für sich beziehungsweise ihren Nachwuchs sammeln. Während manchen Wildbienen ganz verschiedene Pflanzen als Nahrungsquelle dienen, können andere Wildbienenarten nur wenige bestimmte Pflanzenarten nutzen. Zudem müssen Nahrungsquelle und Nistmöglichkeit nahe genug beieinander liegen, da der Flugradius der Wildbienen meist auf wenige 100 Meter beschränkt ist. Diese speziellen Bedürfnisse für mittlerweile nur mangelnd vorkommende Nistplätze und Nahrung erschweren es Wildbienen, sich fortzupflanzen und zu überleben. Unter anderem deshalb stehen bereits so viele Wildbienenarten auf der Roten Liste gefährdeter Tiere. Wissenschaftler vermuten, dass manch eine Wildbienenart schon ausgestorben ist. Lediglich rund 200 der 560 Arten gelten noch als ungefährdet.2 Es sieht also insgesamt nicht gut aus für die Wildbienen.

So geht es den Honigbienen

Biene
Westliche Honigbiene (Apis mellifera).

In Europa ist nur eine einzige Honigbienenart heimisch. Das ist die Westliche Honigbiene (Apis mellifera). Von ihr gibt es mehrere Unterarten, aus denen Züchter durch Kreuzungen fleißige Nutztiere für die Imkerei geschaffen haben. Solange Imker die Honigbiene züchten können und sich um sie kümmern, wird die Westliche Honigbiene als Art nicht vom Aussterben bedroht sein. So hängt die Anzahl der Honigbienen auch mit der Zahl der Imker zusammen. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts sank in Deutschland die Zahl der Imker stetig und mit ihnen die Anzahl der Honigbienen. In den letzten Jahren ist aber wieder ein deutlicher Aufwärtstrend zu erkennen und immer mehr Menschen nehmen die Arbeit eines Imkers auf sich. Deshalb gibt es wieder mehr Honigbienen. Zudem ist entscheidend, wie viele Bienenvölker ein einzelner Imker betreuen kann. Bei Berufsimkern sind das in der Regel mehr Völker als bei Hobbyimkern. Nicht alle Imker ernten den von den Honigbienen hergestellten Honig. Einige wenige verfolgen nur das Ziel der Honigbienenvermehrung. So oder so sorgen Imker dafür, dass ihre Bienenvölker genügend Nahrung erhalten, indem sie den Standort der Bienenstöcke entsprechend auswählen oder sie gegebenenfalls mit Zuckerlösung füttern. Außerdem stellen die Imker Behausungen zur Verfügung und versuchen so gut es geht, Krankheitserreger von den Honigbienen fernzuhalten sowie geeignete Bedingungen für die Honigproduktion und Brutpflege zu schaffen.

Allerdings stehen auch Imker immer mal wieder vor verschiedenen Problemen. Sie können ihren Bienenvölkern zwar eine ausreichende Nahrungsversorgung sicherstellen, aber es kommt ebenso auf die Qualität der Nahrung an. Ein Nahrungsangebot, das mangelhaft oder nicht abwechslungsreich genug ist, kann die Honigbienen schwächen. Weitere Probleme sind Schädlinge wie die Varroamilbe, Pestizide und Klimaveränderungen.3 Die Folgen können sein, dass ganze Bienenvölker im Winter sterben, seltener aber auch in anderen Jahreszeiten.3 In den letzten Jahren liegt die Verlustquote häufig zu hoch, was einigen Imkern ernsthafte Sorgen bereitet.4 Sie ist jedoch von Region zu Region unterschiedlich und nicht in jedem Winter so hoch. Bislang konnten Imker die Verluste durch Nachzuchten immer noch ausgleichen. Allerdings sind diese Probleme genug Gründe, um jetzt schon Maßnahmen zum Schutz der Honigbienen zu ergreifen. Denn zu warten, bis den Imkern die Nachzuchten nicht mehr in ausreichendem Maß gelingen, wäre wohl fatal.

Vorteile und Nachteile der Honigbienenzucht

Ein Vorteil der Honigbienenzucht ist, dass sie zum Erhalt der Honigbiene als Art beiträgt. Dadurch ist zumindest die Bestäubung von einem Teil der Nutzpflanzen vorläufig gesichert. Was viele dabei aber oft vergessen: die Bienenzüchter züchten in der Regel nicht die natürlicherweise in Deutschland vorkommende Unterart der Honigbiene, die Dunkle Europäische Biene (Apis mellifera mellifera). Die Kreuzungen der Bienenzüchter haben im Laufe der Zeit dazu geführt, dass die Dunkle Europäische Biene in ihrer ursprünglichen genetischen Form in Europa je nach Land kaum noch oder gar nicht mehr wildlebend vorkommt.3 In Deutschland existieren zwar wenige Völker wildlebender Honigbienen5, die jedoch wahrscheinlich alle genetische Mischformen verschiedener Unterarten sind.3 Sie sind übrigens meist nicht gemeint, wenn von Wildbienen die Rede ist. Ein weiteres Problem der Bienenzucht kann außerdem sein, dass durch eine ungünstige Ausrichtung der Zucht Unterarten entstehen, die anfälliger für Krankheiten sind oder schlechter mit dem regionalen Klima zurechtkommen. Denn ein hauptsächliches Ziel der Zucht war lange Zeit, den Honigertrag zu steigern, wodurch andere Eigenschaften verloren gingen. Dabei war die ursprüngliche Dunkle Europäische Biene einmal bestens an die Lebensbedingungen in Deutschland angepasst und brachte gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Überwinterung mit. Inzwischen erkennen aber immer mehr Menschen den Wert der ursprünglichen Honigbienenunterart. Daher bemühen sich manche Imker, die reinrassige Dunkle Europäische Biene durch gezielte Zucht zu erhalten.

Des Weiteren diskutieren Wissenschaftler, ob die durch Imker betreuten Honigbienen eine Gefahr für die Wildbienen darstellen. So beobachteten Wissenschaftler im Rahmen einer Studie, dass manche Wildbienenarten auf andere Pflanzen auswichen, wenn die Dichte an Honigbienen deutlich zunahm.6 Bei einem knappen Nahrungsangebot könnte das durchaus für ernsthafte Probleme bei Wildbienen sorgen. Vor allem die Wildbienenarten, die es durch ihre Spezialisierung auf wenige Pflanzenarten und einen kleinen Flugradius ohnehin schon schwerer haben, könnten davon stark betroffen sein. Andererseits reicht die Studienlage zurzeit nicht aus, um die tatsächlichen Folgen der Honigbienenzucht für die Wildbienen abzusehen.7 Da zudem Honigbienen einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung von Pflanzen und somit auch zur Erhöhung der Pflanzenvielfalt leisten, ist es wohl der falsche Weg, die Honigbienen zu verbannen, um die Wildbienen zu schützen. Stattdessen ist es sinnvoller, anderen bienenschädlichen Faktoren wie Pestizidgebrauch, Knappheit an abwechslungsreicher Nahrung und Nistplätzen sowie weiteren Klimaveränderungen entgegenzuwirken. Wenn genügend Nahrung für alle Bienen zur Verfügung steht, kommt es gar nicht erst zu einer Konkurrenz zwischen Wildbienen und Honigbienen.

Deshalb sind Bienen und andere Insekten wichtig

Sowohl Honigbienen als auch Wildbienen sind wichtig für die Bestäubung von Pflanzen wie Raps, Sonnenblumen, Erdbeeren, verschiedenen Obstbäumen und vielen mehr. Auf diese Weise sichern sie nicht nur für uns Menschen einen wesentlichen Teil der Nahrung, sondern erreichen dadurch eine Verbreitung von Pflanzen und Erhaltung der Artenvielfalt, die für viele Tierarten unverzichtbar sind. Aber die Bienen sind nicht die einzigen, die daran beteiligt sind. Andere Insekten sind ebenfalls bedeutende Bestäuber und dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Nur mit Hilfe von Insekten kann unser empfindliches Ökosystem bestehen bleiben. Eine britische Studie brachte hervor, dass Honigbienen im Jahr 2007 für ungefähr ein Drittel und andere Insekten für zwei Drittel der Bestäubung von Nutzpflanzen in Großbritannien verantwortlich waren.8 Darüber hinaus dienen Insekten selbst anderen Tieren direkt als Nahrungsquelle und manche von ihnen sorgen wiederum dafür, dass Schädlinge sich nicht zu stark vermehren.

Darum ist die Artenvielfalt von Insekten so bedeutend

Für eine möglichst erfolgreiche Bestäubung ist die Artenvielfalt der Insekten von großer Bedeutung.9 Je größer die Artenvielfalt unter den Bestäubern ist, desto höher ist die Bestäubungsrate.10 Honigbienen als alleinige Bestäuber reichen nicht aus. Denn sie fliegen nicht alle Pflanzenarten an, die auf eine Bestäubung angewiesen sind, und sind auch gar nicht in der Lage alle zu bestäuben. Es gibt weder zahlenmäßig genügend Honigbienen noch sind sie anatomisch für jede Pflanzenart passend ausgestattet. So vielfältig, wie die Pflanzenarten sind, so vielfältig müssen ihre Bestäuber sein. Die Bestäuber müssen sozusagen auf die spezielle Blüte einer Pflanzenart genau zugeschnitten sein. Beispielsweise können Hummeln durch die Vibrationen, die durch ihr Flügelschlagen zustande kommen, bestimmten Pflanzen wie etwa der Tomate Pollen entlocken. Andere Insekten wie die Honigbiene erreichen die Pollen der Tomate einfach nicht, da sie nicht offen zugänglich sind. Außerdem können Hummeln aufgrund ihrer dichten Behaarung besonders viele Pollen gleichzeitig von einer Pflanze zur nächsten tragen. Für Apfelbäume sind ebenfalls Hummeln und andere Wildbienenarten die wichtigsten Bestäuber.11

Zudem halten einige Wildbienenarten im Gegensatz zu Honigbienen regnerisches Wetter und kältere Temperaturen aus. So sind die Wildbienen verlässlicher und beständiger bei der Bestäubung als die Honigbiene. Da Wildbienen wesentlich artenreicher sind als die Honigbiene, sehen viele Wissenschaftler die Wildbienen insgesamt als bedeutsamer für die Bestäubung als die Honigbiene. Je mehr Wildbienenarten aussterben, desto mehr Pflanzenarten müssen darunter leiden.12 Wissenschaftler betonen daher, dass keinesfalls nur die Honigbiene im Fokus von Schutzmaßnahmen stehen darf.10 Der Schutz von Wildbienen und anderen Insekten ist mindestens genauso wichtig. Denn Honigbienen sind zwar sehr nützlich, können aber Wildbienen und erst recht nicht alle Insektenarten ersetzen.

Gründe für den Rückgang der Insekten

Für den Rückgang der Insekten und speziell der Wildbienen sind unterschiedliche Ursachen verantwortlich. Es gibt also nicht nur einen alleinigen Schuldigen. Zwar versuchen manche, die Varroamilbe als Grund für „das Bienensterben“ festzulegen, aber mehrere Studien wiederlegen diese These.13 Zumal die Varroamilbe hauptsächlich als Feind der Honigbiene gilt und dies eben nicht den Rückgang verschiedener Insektenarten erklärt. Es ist viel wahrscheinlicher, dass zusätzlich zu spezifischen Krankheitserregern noch weitere Gründe dahinter stecken, die alle Insekten in unterschiedlich starker Weise beeinträchtigen. Dazu gehören etwa Schadstoffe wie einige Pestizide, ein mangelhaftes Nahrungsangebot, fehlende Nistmöglichkeiten, der Klimawandel und die Lichtverschmutzung. Gerade die Kombination ist gefährlich für die Insekten. Wenn einer dieser Faktoren schon schädlich ist, ist es das Zusammenspiel von diesen erst recht. So können Pestizide beispielsweise die Anfälligkeit der Bienen für Schädlinge und Krankheitserreger erhöhen.14, 15

Pestizide

Pestizide
Pestizide können Insekten wie den Wildbienen und Honigbienen schaden.

Hinter dem Oberbegriff „Pestizide“ verbergen sich verschiedene Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen. Nur ein Teil davon sind Pflanzenschutzmittel wie Herbizide, Fungizide und Insektizide. Herbizide töten Pflanzen oder Pflanzenteile ab. Bestimmte Herbizide wirken dabei hauptsächlich auf unerwünschte Pflanzen wie „Unkräuter“ und sind für die Nutzpflanze verträglicher, die der Anwender schützen möchte. Fungizide richten sich gegen Pilze, die Pflanzen befallen können. Insektizide sollen hingegen Insekten abtöten, die als Pflanzenschädlinge gelten. Studien belegen, dass Vertreter aller drei Pflanzenschutzmittelgruppen aber auch nützlichen Insekten wie den Wildbienen und Honigbienen schaden können.16-19 Beispielsweise soll das Herbizid Glyphosat eigentlich gezielt Pflanzen abtöten und harmlos für Tiere sein, da es ein Enzym angreift, das nur in Pflanzen und Mikroorganismen vorkommt. Laut einer Studie, reagieren jedoch auch manche Mikroorganismen im Darm von Honigbienen auf Glyphosat. Dadurch kann sich deren Darmflora so verändern, dass es die Honigbienen schwächt.16

Andere Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Fungizide die Wirkung bestimmter Insektizide verstärken und somit ebenfalls schädlich für Bienen sein können.18, 20 Unter den Insektiziden machen vor allem die sogenannten Neonicotinoide den Bienen und anderen nützlichen Insekten zu schaffen. Landwirte können Saatgut kaufen, das schon mit einem Neonicotinoid behandelt ist. Wenn aus den Samen dann die Pflanzen wachsen, verteilet sich das Insektizid in der gesamten Pflanze und ist dort nicht mehr rauszubekommen. Es befindet sich also auch in Pollen und Nektar und gelangt so nicht nur in die Insekten direkt an der Pflanze, sondern ebenso zur Brut. Als Folge verlieren Bienen zum Beispiel die Orientierung, wodurch sie bis zur Erschöpfung umherirren und letztlich frühzeitig sterben, wie Studien zeigen.17, 21

Mittlerweile hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA das Risiko von immerhin drei Neonicotinoiden bestätigt, das für Wildbienen und Honigbienen besteht.22 Diese drei Substanzen sind nun für die Anwendung im Freiland verboten. Aber das bedeutet nicht, dass sie von jetzt auf gleich völlig verschwunden sind. Im Boden können sie noch jahrelang verbleiben.13 Eine Studie fand zudem in 75 Prozent von 198 untersuchten Honigproben Rückstände von Neonicotinoiden.23 Außerdem gilt das Verbot nicht für alle Neonicotinoide und meistens lässt eine neue Gruppe Insektizide nicht lange auf sich warten, die höchstwahrscheinlich wieder zu Problemen führen wird. So ist es in der Vergangenheit schon häufiger dazu gekommen, dass vermehrt Honigbienenvölker genau dann starben, wenn ein neues Insektizid auf den Markt kam oder bestimmte Ereignisse versehentlich zur Verbreitung von Insektiziden beitrugen.3 Statt als Antwort auf Verbote immer neue Pestizide zu entwickeln, müsste ein Umdenken stattfinden und sich die Landwirtschaft grundsätzlich verändern. Wie das geht, macht die ökologische Landwirtschaft mit wesentlich weniger schädlichen Folgen vor. Neben Pestiziden kommen aber auch noch andere Umweltgifte in Frage, die ebenfalls am Rückgang der Insekten beteiligt sind. Beispielsweise kann sich Feinstaub negativ auf manche Insektenarten auswirken.24 Außerdem beeinflussen sich schädliche Substanzen oft gegenseitig und deren zusammenspielende Wirkung ist nicht so leicht abzuschätzen.

Gülle, Fettwiesen und Mähen: Probleme infolge Massentierhaltung

Pestizide und Monokulturen sind nur zwei Aspekte der industriellen Landwirtschaft, die unsere Ökosysteme bedrohen und das Bienensterben fördern. Weitreichende Folgen hat auch die Massentierhaltung, vor allem durch die dabei anfallende Gülle, die Landwirte zur Düngung auf Äckern und Feldern ausbringen. Daran sind jedoch längst nicht allein die vielgescholtenen Bauern schuld, sondern vor allem der Handel, die Industrie und die Politik, aber eben auch die Verbraucher, die beim Einkauf von Fleisch Dumping-Preise höher einschätzen als Qualität, Tierschutz oder ökologische Nachhaltigkeit.

Der Einfluss von Gülle auf das Bienensterben ist bislang nur unzureichend untersucht. Allerdings stellen Imker immer wieder fest, dass ihre Völker schrumpfen oder sogar vollständig sterben, sobald Bauern das Düngemittel auf benachbarten Feldern verteilen. Einer dieser vom Bienensterben Betroffenen schickte Proben an das Bieneninstitut in Braunschweig. Das Ergebnis: Gülle und tote Bienen enthielten die gleichen Giftstoffe. Ein Schuft, der Böses dabei denkt? Die Behörden verweigern dessen ungeachtet eine gesetzliche Beschränkung auf Zeiten mit wenig Flugverkehr bei den Insekten.

Für die genaue Klärung der Zusammenhänge wären dringend weitere Untersuchungen nötig. Obwohl die Gülle die Bienen nicht unmittelbar umbringt, ist der Cocktail-Effekt nicht zu unterschätzen. Erst im Zusammenspiel mit Pestiziden, Abgasen und anderen Giftstoffen erweist sie sich als tödlich: Gemeinsam schwächen sie die Tiere und machen sie anfälliger für Virusinfektionen oder Parasiten wie der Varroa-Milbe. Derart komplexe Wechselwirkungen sind schwer zu untersuchen und noch schwieriger einzuschätzen. Dass sie die Gesundheit der Bienenvölker negativ beeinträchtigen dürfte allerdings außer Frage stehen.

Gülle ist nur einer der zahlreichen Aspekte unseres folgenreichen Stickstoffproblems. Dabei spielt neben der Umweltbelastung durch abgasbedingte Stickoxide das Nitrat aus Kunstdünger und Gülle eine wesentliche Rolle. Was Pflanzen nicht unmittelbar aufnehmen, gelangt ins Grundwasser und gefährdet die Trinkwasserversorgung. Steigende Nitratwerte entwickeln sich zu einem Thema, das in Presse, Politik und Wirtschaft zunehmend Beachtung findet.

Die EU-Nitratrichtlinie 91/676/EWG schreibt die Überwachung des Nitratgehaltes im Grundwasser und in Gewässern vor. Laut Umweltbundesamt stellte man an 18 Prozent aller deutschen Messstellen erhöhte Nitratwerte fest – gesetzlich erlaubt sind maximal 50 Milligramm pro Liter. Traurige Berühmtheit erlangte die Weinbaugemeinde Gönnheim in Rheinland-Pfalz mit 322 Milligramm pro Liter. Mehr als die sechsfache Überschreitung des erlaubten Grenzwertes sind nur die Spitze des Eisberges: Nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie sind bereits 27,1 Prozent der 1200 deutschen Grundwasserkörper als „in chemisch schlechtem Zustand“ zu bezeichnen. Tendenz steigend.

Die Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung machen deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Denn die hohen Nitratwerte bedrohen nicht nur unser Leitungswasser, sondern auch die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen. Überschuss ist in der Natur die Ausnahme, sodass sich die meisten Biotope an niedrige Nährstoffkonzentrationen im Boden angepasst haben. So gedeihen die meisten einheimischen Orchideen nur auf Magerwiesen und werden bei steigendem Nährstoffangebot durch schnellwüchsigere Pflanzen verdrängt. Auch viele Ackerunkräuter als wichtige Lebensgrundlage der Wildbienen verschwinden infolge der Überdüngung. Der Rückgang ist dramatisch: Bestanden um 1900 Wiesen noch zu einem Drittel aus Wildkräutern, ist ihr Anteil auf unseren überdüngten Fettwiesen auf zwei Prozent gesunken.

Mähen Landwirte zur Gewinnung von Viehfutter ihre Wiesen mehrfach im Jahr, gelangen nur noch die wenigsten Pflanzen bis zur Samenreife. Dadurch verschwinden einjährige Kräuter wie Mohn oder Kornblume binnen eines Jahres aus dem Landschaftsbild und stehen Honigbienen und anderen Tieren nicht mehr zur Verfügung. Zudem belastet jeder Mähvorgang die Insektenpopulation. Eine Untersuchung aus der Schweiz hat gezeigt, dass dadurch pro Hektar bis zu 90.000 Bienen getötet werden – mehr als ein durchschnittliches Bienenvolk beherbergt.

Kein Wunder, denn zur Blütezeit sind sämtliche Flugbienen mit dem Sammeln von Nektar beschäftigt. Wird nichts aus dem Löwenzahnhonig und fallen sie in großer Zahl dem Mähdrescher zum Opfer, müssen sich notgedrungen noch nicht voll entwickelte Honigsammlerinnen auf Nahrungssuche begeben. Ein gewaltiger Stressfaktor für das Volk, denn diese Arbeiterinnen fehlen an anderer Stelle. Was sich bei knappen Futterangebot im Stock abspielt, bezeichnen Imker als Ernteschock: Die Stockbienen reagieren auf den Nahrungsmangel mit dem Herausreißen des Nachwuchses aus den Brutwaben, damit nicht noch mehr hungrige Schwestern schlüpfen und die knappen Wintervorräte dezimieren.

Luftverschmutzung

Eine im August 2020 erschienene Publikation kam bei der Untersuchung der Feinstaubbelastung auf die in Indien verbreitete Riesenhonigbiene Apis dorsata zu erschreckenden Ergebnissen. Die hornissengroßen Schwestern unserer Honigbiene sind für die Ernährung des Landes mit der zweithöchsten Bevölkerungszahl unabdingbar, zumal Indien der größte Obstproduzent weltweit ist. Dass sich Wissenschaftler durchaus berechtigte Sorgen machen zeigt die Tatsache, dass hier gleichzeitig neun der zehn Städte mit der höchsten Luftverschmutzung liegen.

Die in Bangalore solchen Umweltbedingungen ausgesetzten Tiere zeigten in der Tat erhebliche Beeinträchtigungen gegenüber nicht belasteten Artgenossen. Man beobachtete unter anderem Ansammlungen von Schwermetallen auf dem Chitinpanzer und im Gewebe infolge direkten Kontaktes oder Aufnahme mit Nahrung und Wasser. Diese und andere Schadstoffe führten zu Änderungen in Verhalten, Überlebensrate und physiologischen Parametern wie Herzfrequenz und Anzahl der roten Blutkörperchen. Zudem war die Expression wichtiger Markergene für Stress, Immunabwehr und Stoffwechsel völlig anders als die gesunder Tiere.

Dass das nicht allein die Bienen betrifft, sondern auf die gleiche Weise andere Insekten zeigt die parallele Beobachtung von Taufliegen (Drosophila), welche vergleichbare Beeinträchtigungen zeigten. Demzufolge sollte man sich wesentlich mehr Gedanken darüber machen, welche gesundheitlichen Folgen diese Luftverschmutzung beim Menschen hat.1a

Mangelhaftes Nahrungsangebot sowie fehlende Lebensräume und Nistmöglichkeiten
Insekten tragen zu einer Artenvielfalt der Pflanzen bei. Andersherum sind die Insekten ebenso auf diese Pflanzenvielfalt angewiesen. Große Monokulturen der Landwirtschaft bringen vielen Insekten wie so manchen Wildbienen nichts. Gleichzeitig fehlen natürliche Landschaften, wenn mehr Flächen für die Industrie, den Verkehr und Wohnraum herhalten müssen. Heimische Gärten sind oft zu gepflegt und unkrautfrei, sodass sie ebenfalls nicht viel Nahrung bieten. Vorgärten entwickeln sich mancherorts sogar gänzlich zu kargen Steinwüsten. Je weniger naturnahe Landschaften es gibt, desto schlechter für die Insektenvielfalt. Vor allem im Spätsommer und Herbst blüht für Wildbienen und Honigbienen zu wenig. Einige Imker müssen heutzutage häufig schon sehr früh mit der Fütterung ihrer Bienenvölker beginnen, die eigentlich für die Überwinterung gedacht ist. Fehlende naturnahe Flächen führen darüber hinaus dazu, dass Insekten weniger Lebensraum und Nistmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die richtigen Pflanzen und geeignete Nistmöglichkeiten müssen außerdem in der Nähe zueinander sein. Denn viele Insektenarten können nicht kilometerweit zwischen Nistplatz und Futterangebot hin und her pendeln. Wie sollen Insekten sich also vermehren und ihre Art erhalten, wenn sie nicht nisten oder ihren Nachwuchs nicht versorgen können?

Klimawandel
Der Klimawandel bringt die Welt der Insekten durcheinander. Manche Pflanzen blühen mittlerweile schon früher im Jahr und Insekten müssen sich auf einen neuen Rhythmus einlassen. Darüber hinaus verschiebt sich die Heimat einiger Tiere, sodass Insekten neuen Fressfeinden ausgesetzt sind. Extreme Hitze und lange Trockenheitsphasen sind stressig für Insekten und schränken zudem das Nahrungsangebot weiter ein.

Lichtverschmutzung
Die künstliche Beleuchtung in der Nacht ist mehr und mehr gestiegen. Insekten lassen sich von dem künstlichen Licht ablenken, was ihre Orientierung beeinträchtigt. Dadurch sinkt ihre Fortpflanzungsrate und viele Insekten sterben sogar an Erschöpfung. Wissenschaftler untersuchten die Wirkung von künstlichem Licht auf in der Nähe von Gewässern lebende Insekten.25 Dabei beobachteten sie, dass das Licht Fluginsekten, die normalerweise direkt in Wassernähe leben, mehr in Richtung Land zieht. Fressfeinde von Insekten traten ebenfalls vermehrt in der beleuchteten Gegend auf und durften sich über das erhöhte Nahrungsangebot an verwirrten Fluginsekten freuen, die eine verhältnismäßig leichte Beute darstellen. Einige nachtaktive Insekten, die an Land auf dem Boden leben, flüchteten allerdings vor dem Licht. Das künstliche Licht veränderte also die Nahrungsbeziehungen auf unterschiedliche Weise und beeinflusste damit das empfindliche Ökosystem.

Die Honigbiene als Spezialfall

Varroamilbe
Feind der Honigbiene: Die Varroamilbe

Die Honigbiene leidet ebenfalls unter den zuvor beschriebenen Faktoren. Durch Nachzuchten seitens der Imker ist die Honigbiene als Art aber dadurch nicht so gefährdet wie andere Insektenarten. Dafür hat die Honigbiene mit einem besonderen Feind zu kämpfen, der Varroamilbe. Mittlerweile sind alle gezüchteten Bienenvölker von der Varroamilbe befallen.4 Die Varroamilbe schwächt das Bienenvolk direkt und ist zudem noch Überträger von Viren, die zur Erkrankung der Bienen führen. Imker bekämpfen die Milben mit unterschiedlichen Methoden. Bestimmte eingesetzt Chemikalien schaden jedoch nicht nur den Milben, sondern auch den Bienen. In der ökologischen Imkerei dürfen daher ausschließlich organische Säuren und ätherische Öle zur Bekämpfung der Varroamilbe einsetzen. Durch den Befall mit Varroamilben können ganze Bienenvölker sterben. Allerdings vermuten Experten, dass Varroamilben erst durch eine zusätzliche Schwächung der Bienen, beispielsweise aufgrund von Pestiziden, zur echten Bedrohung werden.13-15

Sinnvolle Maßnahmen zum Schutz von Insekten

Wie so oft sind die politisch unterstützten Maßnahmen zum Natur- und Umweltschutz auch im Fall des Schutzes von Insekten mehr Schein als Sein. Politiker suchen nach Lösungen, die leicht umzusetzen sind und für Laien auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen, jedoch nicht wirklich etwas an den schädigenden Ursachen ändern. Häufig sind die Lösungen auf die Honigbienen zugeschnitten, die aber nicht so bedroht sind. Anderen Insekten wie den Wildbienen nützen sie weniger oder gar nicht. In medienwirksamen Aktionen pflanzen Politiker Bäume oder säen Blühmischung aus, um sich ökologisch interessierter darzustellen, als sie sind. Wenn es sich dabei allerdings nicht um regionaltypische Pflanzen handelt, hilft es vielen Insekten nicht. Denn wie sollen die gefährdeten Wildbienenarten Nektar und Pollen von Pflanzen sammeln, auf die sie nicht angepasst sind?

Außerdem besteht die Gefahr, dass selbst die angeblich bienenfreundlichen Blühmischungen mit Pestiziden behandelt sind. Dann sind solche vermeintlich hilfreichen Blühstreifen richtige Todesfallen für die Bienen. Darüber hinaus müssten zusätzlich zu den blühenden Pflanzen geeignetes Nistmaterial und Nistplätze zur Verfügung stehen. Wenn zudem der Blühstreifen jedes Jahr woanders ist, ist er für die meisten Wildbienenarten ebenfalls nicht zu gebrauchen. Diese Dinge werden leider nicht immer berücksichtigt. Gut durchdachte Blühflächen, die aus regionaltypischen bienenfreundlichen Pflanzen bestehen, an einem Standort bleiben und Nistmöglichkeiten bieten, können allerdings durchaus sinnvoll und ein erster Schritt in die richtige Richtung sein. Es könnte sogar hilfreicher sein, der Natur nur genügend Raum zu überlassen und sich dort einfach mal nicht weiter in das Ökosystem einzumischen. Die Förderung von blühenden Wegrainen und Hecken wäre ebenfalls sinnvoll. Wenn der Insektenschutz wirklich gelingen soll, wäre es auch wichtig, die konventionelle Landwirtschaft in Bezug auf den Pestizidverbrauch und Monokulturen neu zu gestalten, weitere Klimaveränderungen zu stoppen und mehr Flächen naturnah zu lassen.

Was sagen Verbände und Parteien?

Wir von Bienen.info haben bei Umweltschutzverbänden und Parteien nachgefragt was jeder Einzelne für den Schutz von (Wild)Bienen machen kann. Hier paar Antworten welche wir erhalten haben.

In den letzten Jahrzehnten ist in der Bundesrepublik die Anzahl an Insekten-Arten und –Individuen drastisch zurückgegangen. Mit den entsprechenden Auswirkungen für die einzelnen Ökosysteme. Doch jeder von uns kann etwas dagegen tun, egal, ob nur ein Fensterbrett, ein Garten oder ganze Ländereien vorhanden sind.

Jede Blüte zählt. Jedoch sind immer heimische Pflanzen – und wenn möglich – aus lokalen Quellen vorzuziehen, da sich unsere Insektenwelt auf diese Sippen eingestellt hat, egal ob als Nektar-Quelle oder als Fress-Grundlage. Genauso wichtig sind heimische Pflanzen für das Überwintern von Insekten, Spinnen.

Deshalb sollte der heimische Garten möglichst naturnah gestaltet sein. D.h. es sollten Elemente wachsen, die hier von Natur aus vorkämen. Auch ist etwas mehr Gelassenheit gegenüber der Natur sehr von Vorteil. Stauden nicht gleich ordentlich abschneiden, wenn abgeblüht, sondern bis zum Frühjahr stehen lassen als Überwinterungs-Grundlage für Insekten und als Nahrungs-Biotop für Vögel, die sich von Insekten ernähren. Und auch nicht gleich jedes (Un-)Kraut ausjäten, sondern lieber scheuen, was da wächst. So haben wir’s gemacht in unserem Reihenhaus-Garten, und jetzt können wir uns schon an einer ganzen Reihe von Rote-Liste-Arten erfreuen.

Eine Ecke im Garten, wo auch mal Brennnesseln wachsen dürfen, ist auch gut, nicht nur für die Brennnessel-Jauche, sondern als Entwicklungsbereich für eine Reihe bei uns vorkommender Tagfalter. Ebenso ein besonntes Eckchen mit offenem Boden, denn vielleicht kann man dort schon bald Solitärbienen beobachten. Peter Ille - BUND Naturschutz (Kreisgruppe Bayreuth)

Klare Flüsse, bunte Blumenwiesen, Bienen und Vögel: eine gesunde Natur ist für uns lebensnotwendig. Aber diese Naturvielfalt ist bedroht und stirbt vielerorts aus, das Insekten- und Vogelsterben ist alarmierend.

Wir brauchen jeden und jede einzelne dabei unsere Natur zu schützen und das auf allen Ebenen. Das kann im Kleinen anfangen, wie z.B. heimische Blühpflanzen auf dem Balkon oder Garten statt Steinvorgärten, auf den Einsatz von Pestiziden im eigenen Garten zu verzichten. Es gibt viele Ratgeber, die einem dabei helfen den Garten oder Balkon bienenfreundlich zu gestalten. Da darf das Engagement aber auf keinen Fall aufhören, bei den meisten Kaufentscheidungen die ein einzelner trifft kann man sich für oder gegen die Biene und eine vielfältige Natur entscheiden. So sind Lebensmittelprodukte die ohne Pestizide wachsen durften die deutlich ökologischere Wahl. Wenn immer mehr Menschen im Supermarkt zu diesen Produkten greifen, dann merken das auch die Bäuerinnen und Bauern, dass sie unterstützt werden mit der Natur statt gegen sie zu ackern, um langsam die industriellen Strukturen aufzubrechen. Außerdem kann sich natürlich jede und jeder engagieren, eine Agrarwende auch politisch einzufordern. Auch hier sind die Möglichkeiten unbegrenzt, man kann an Demonstrationen teilnehmen oder Vereine und politischen Parteien unterstützen, die sich für strukturelle und grundsätzliche Veränderungen einsetzen – für eine Agrarwende hin zu einer bienenfreundlichen Landwirtschaft.
Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag

Bienen benötigen Strukturvielfalt!

Bienenschutz sollte vorrangig den Wildbienen gelten, da die Honigbiene derzeit in ihrem Be-stand nicht gefährdet ist. Bei vielen angeführten Maßnahmen profitieren ohnehin Wild- und Honigbienen.

Nahrung
Jeder der einen Grund oder Garten besitzt kann direkt Lebensraum und Nahrung für Bienen schaffen. Dabei spielt die Mahd eine wichtige Rolle, die erste Mahd sollte möglichst spät er-folgen. Im besten Fall wird die Wiese nicht auf einmal, sondern streifenweise, in mehreren Durchgängen gemäht und das Mähgut von der Fläche abtransportiert. Wird eine Wiese zu oft gemäht können sich keine Blumen mehr entwickeln, je nach Nährstoffgehalt des Bodens rei-chen ein bis zwei Schnitte. Artenarme Wiesen können durch Nachsaat oder Neuanlage mit regionalen Wildblumensamen wieder zu wertvolle Blumenwiesen werden.

Nistplatz
Die meisten Wildbienen nisten im Boden daher sind sonnige, locker bewachsene Böschungen oder Erdabbrüche ein guter Nistplatz für Wildbienen. Magerrasen mit lückiger Vegetation sind wichtige und schützenswerte Lebensräume für Bienen.
Die Nistweisen von Wildbienen sind jedoch vielfältig, wenn man Totholz an wärmebegünstigte Stellen platziert fördert man dadurch nicht nur Wildbienen, sondern auch selten gewordene Bock- und Prachtkäfer-Arten deren Fraßgänge wiederum Nistplätze für Wildbienen darstellen. Über den Winter stehengelassene dürre Stängel dienen ebenfalls als Nistplatz und Überwinte-rungsquartier.

Zusammenfassend, mehr Mut zur „Unordnung“ in unseren Gärten, Wiesen und Feldern er-möglicht nicht nur Bienen ein Überleben, sondern fördert die Artenvielfalt im Allgemeinen.
Lorenz W. Gunczy - Bienenzentrum Oberösterreich

Sie haben eine Meinung zu dem Thema? Verfassen sie gerne unter dem Artikel einen Kommentar.

Jeder kann etwas zum Schutz der Insekten beitragen

Leider wird sich die Landwirtschaft so schnell nicht verändern. Aber jeder einzelne kann etwas dazu beitragen, dass dies langfristig endlich geschieht. Wer hat nicht schon mal den Satz gehört: „die Verbraucher verlangen das so“? In dem wir unser Konsumverhalten und unsere Lebensweise entsprechend anpassen, können wir also die ökologische Landwirtschaft unterstützen. Je mehr Leute Wert auf regionale Bio-Lebensmittel und möglichst wenig Verschwendung legen, desto eher wird sich die konventionelle Landwirtschaft wohl in diese Richtung bewegen müssen. Davon profitieren nicht zuletzt die Wildbienen, Honigbienen und andere Insekten. Übrigens stammt der Großteil an Honig in unseren Supermärkten aus dem Ausland. Um die Honigbienen und deren Nutzen für die Pflanzenvielfalt hierzulande zu fördern, sollte also besonders auch beim Honigkauf auf Regionalität geachtet werden. Dieser hat zudem in der Regel eine höhere Qualität und wird bienenfreundlicher hergestellt als importierter Honig aus industriellen Großbetrieben.

Wer einen Garten, Vorgarten oder Balkon hat, kann diesen mit möglichst vielen insektenfreundlichen Pflanzen bestücken. Dabei sollte es sich um regionaltypische und unbehandelte Pflanzen handeln. Bio-Siegel können eine gewisse Sicherheit bieten, dass die Pflanzen nicht mit Pestiziden verseucht sind. Selbstverständlich sollte die eigene Verwendung von Pestiziden grundsätzlich tabu sein. Das Rasenmähen kann ruhig öfter mal ausfallen, Laub und Totholz dürfen in ausgewählten Ecken des eigenen Gartens liegen und vermeintliches Unkraut hier und da stehen bleiben. Am besten wäre es sogar, wenn Bereiche des eigenen Gartens einfach der Natur überlassen werden oder gleich ganz ein Naturgarten entstehen darf. Der Vorgarten sollte als solcher zu erkennen und keine Steinwüste sein. Wer auf einen hübsch aufgeräumten Garten so gar nicht verzichten kann und trotzdem etwas für Insekten tun möchte, muss darauf achten, dass Nistmöglichkeiten und Pflanzen zu denselben Insektenarten passen. Diese Methode ist jedoch nicht nur komplizierter, sondern für die Artenvielfalt ebenso weniger effektiv. Aber sich einfach wahllos ein Insektenhotel in den gut gepflegten Ziergarten zu stellen, nützt leider so gut wie gar nichts. Patenschaften für Honigbienen oder für Blühflächen bei Landwirten sind ebenfalls eine Möglichkeit. Und dann gibt es natürlich noch Organisationen, die sich für den Natur- und Umweltschutz auf größerer Ebene einsetzen und die jeder unterstützen kann.

Sinnvolle Insektenhotels im Garten aufstellen

Bienenhotel aus Ziegelstein mit Nistlöchern
Bienenhotel aus Ziegelstein mit Nistlöchern.

Insektenhotels können hauptsächlich Wildbienen als Nisthilfe dienen. Dazu muss aber zum einen in der Nähe genügend Nahrung für sie zur Verfügung stehen und zum anderen müssen die Insektenhotels richtig gebaut sein. Häufig bestehen diese nämlich aus ungeeigneten Materialien oder die Bauweise ist ungünstig. Insektenhotels aus Holz sollten aus abgelagertem und nicht frischem Holz gefertigt sein. Die Bohrlöcher dürfen nicht zu Rissen führen und sollten möglichst glatt sein, sonst siedeln sich Insekten nicht an. Außerdem müssen die Bohrlöcher tief genug und gleichzeitig nicht ganz durchgebohrt sein. Hohle Schilfhalme, Bambusröhren und Pappröhren können als Material für Insektenhotels sinnvoll sein. Sie dürfen jedoch keine ausgefransten Enden haben und sollten einen Durchmesser von etwa 3 bis 8 Millimeter sowie eine Länge von etwa 15 Zentimeter haben. Nadelhölzer sind meist problematisch und keine gute Wahl für Wildbienen. Wasserdampfundurchlässiges Material wie Glas oder Kunststoff ist vollkommen ungeeignet, da dann Pilze den Insekten gefährlich werden können. Das Insektenhotel sollte jahrelang an demselben regen- und windgeschützten Ort stehen bleiben.

Dos and Don’ts für den Schutz von Insekten

Dos:

  • Bio-Lebensmittel kaufen
  • Auf Regionalität der Lebensmittel achten, insbesondere auch beim Honig
  • Möglichst viele insektenfreundliche regionaltypische Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon pflanzen (sicherheitshalber Bio-zertifiziert). Erfahre hier welche Blumen für Bienen geeignet sind.
  • Geeignete Nistmöglichkeiten wie Insektenhotels und Totholz anbieten
  • Naturnahe und unberührte Bereiche im Garten anlegen
  • Patenschaft übernehmen für Honigbienen oder Blühflächen bei Landwirten

Don’ts:

  • Häufiges Rasenmähen
  • Unkraut zu akkurat entfernen
  • Selbst Pestizide verwenden
  • Steinwüsten als Vorgärten anlegen
Bienensterben Fazit

Honigbienen, Wildbienen und andere Insekten sind auf einen besonderen Schutz angewiesen. Ein Insektenrückgang lässt sich nicht leugnen. Honigbienen stellen als Nutztiere einen Sonderfall dar und sind aufgrund von Nachzuchten durch Imker nicht so stark bedroht wie Wildbienen. Von den rund 560 Wildbienenarten ist etwas mehr als die Hälfte gefährdet. Der Begriff „Bienensterben“ ist jedoch irreführend, da nicht alle Bienenarten akut und flächendeckend sterben. Für die Bestäubung von Pflanzen und den Erhalt des Ökosystems ist eine möglichst große allgemeine Artenvielfalt wichtig. Die Zucht von Honigbienen reicht alleine nicht aus. Um Insekten nachhaltig zu schützen, muss sich die Landwirtschaft ändern und deutlich ökologischer werden. Je mehr naturnahe Orte entstehen, desto besser. Jeder einzelne kann dies unterstützen, indem er ökologisch produzierte Lebensmittel bezieht und der Natur auf dem privaten Grundstück möglichst viel Platz überlässt.

Quellenverzeichnis
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2. Westrich, et al.(2008) Rote Liste der Bienen Deutschlands (Hymenoptera, Apidae) (4. Fassung, Dezember 2007). Eucera – Beiträge zur Apidologie.1(3):33-87. www.eucera.de
3. Flügel.(2015) Von COLUMELLA bis CCD – das Bienensterben im Wandel der Zeit (Hymernoptera: Apidae). Entomologische Zeitschrift.125:27-40.
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15. Straub, et al.(2019) Neonicotinoids and ectoparasitic mites synergistically impact honeybees. Scientific Reports.9(1):8159. https://doi.org/10.1038/s41598-019-44207-1
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20. Kessler, et al.(2015) Bees prefer foods containing neonicotinoid pesticides. Nature.521:74. https://doi.org/10.1038/nature14414
21. Fischer, et al.(2014) Neonicotinoids interfere with specific components of navigation in honeybees. PLOS ONE.9(3):e91364. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24646521
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25. Manfrin, et al.(2017) Artificial Light at Night Affects Organism Flux across Ecosystem Boundaries and Drives Community Structure in the Recipient Ecosystem. Frontiers in Environmental Science.5. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fenvs.2017.00061/full

Weitere interessante Links:

Allgemeines zu Gülle und Bienensterben:
https://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/kloetze/1446751_Imker-bangt-um-seine-Bienen.html
Was ist der Cocktail-Effekt?
http://www.umweltinstitut.org/themen/landwirtschaft/artensterben/bienen/gruende-fuer-das-bienensterben.html
Stickstoffproblem durch Abgase und Dünger bedroht die Vielfalt von Insekten:
https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/tiere/insekten/bedrohung/
Grundwasserrichtlinie: EU-Grundwasserrichtlinie 2006/118/EG (GWR):
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:31998L0083&rid=1%20
Wasserrahmenrichtlinie: Richtlinie 2000/60/EG zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (Wasserrahmenrichtlinie).
http://eur-lex.europa.eu/resource.html?uri=cellar:5c835afb-2ec6-4577-bdf8-756d3d694eeb.0003.02/DOC_1&format=PDF
Nitratbelastung in Gönnheim: ZDF heute: Video vom 18.11.2019: Gönnheim: Zuviel Nitrat im Grundwasser.
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-in-deutschland/goennheim-zuviel-nitrat-im-grundwasser-100.html
Schwund der Wildkräuter und ihr Anteil in Fett- und Magerwiesen:
https://www.naturland.de/images/Erzeuger/Fachthemen/Fachveranstaltungen/Themenuebergreifende_Veranstaltungen/Sigoel_20.04.2017/Sigl-03_17_Friedmann.pdf
Weniger Wildkräuter durch Nitratbelastung:
https://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/s2/Natur-Artenvielfalt
Mähen ist tödlich für viele Bienen:
https://www.bienen.ch/fileadmin/user_upload_relaunch/Dokumente/Pressemitteilungen/maehen_todesfalle_fuer_bienen-2016-04-13.pdf
Ernteschock bei Futterknappheit:
https://www.umweltnetz-schweiz.ch/themen/naturschutz/1055-nicht-nur-gifte-t%C3%B6ten-die-insekten.html

Bildrechte

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Kommentare

  1. Güte Empfehlungen.
    Es fehlt doch bei die Erklärungen zum Insektensterben der Einfluss vom heftigem Stickstoffeintrag in der Landwirtschaft in Europa – besonders auf Weideland – in den letzten 20-30 Jahren. Die Auswirkungen des Ausbringens von Gülle auf ehemaligen Extensivwiesen ist meines Errachtens ein wichtiger Teil dieses Geschichtes. Monotone grüne Fettwiesen, dreimal geschnitten um das Mastschwein & Milch Industrie zu futttern haben deutlich zu den Insektensterben beigetragen (Flächenmässig 95% Rückgang den Extensivwiesen). Stickstoff aus der Luft (70% Ammoniak aus Gülle) schlingen 20-40kg Stickstoff auf Felder, Schutzgebiete und Wald gleichermass, und führen zu humusierung und Artenvielfaltverlust, und Grundwasserbelastung. Brisant bei der Geschicht: das gewonnenes Fleisch wird zum grossteil exportiert, und nicht in Deutschland konsummiert. Warum sind diese Schände nicht im öbigem Text erwähnt?
    Ich rate folgendes Buch zu lesen: Schmetterlinge – Warum sie verschwinden und was das für uns beduetet Josef H. Reichholf.

    • Lieber Herr Skillman,

      vielen herzlichen Dank für den Kommentar. Und natürlich haben sie Recht – die Geschichte mit der Massentierhaltung wirkt sich ganz massiv auf unsere Ökosysteme und damit auch auf das Bienensterben aus. Daher hat unser Autorenteam das gleich aufgegriffen und eine entsprechende Ergänzung verfasst. Auf jeden erdenklichen weiteren Aspekt werden wir nicht eingehen können, sonst wird aus dem Artikel ein Buch ;-).

      Stickstoff ist in der Tat ein ganz großes Problem, das nur langsam ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt. Dabei geht es uns Menschen selbst nicht anders als den Bienen, denn der im Text angesprochene Cocktail-Effekt wirkt sich auch bei uns aus: Erst die Summe der kleinen Nadelstiche beeinträchtigt unsere Gesundheit so sehr, dass wir damit Probleme bekommen.

      Allein die durch Gülle und Kunstdünger ansteigenden Nitratwerte im Grundwasser sollten uns alarmieren und klarmachen, dass schnellstens etwas geschehen muss. Im Darm zu Nitrit umgewandelt gefährdet Nitrat vor allem Babys, und in der Natur die mehrheitlich poikilotrophen Ökosysteme – zu Ungunsten der Artenvielfalt. Ohne die ganzen anderen negativen Aspekte der industriellen Landwirtschaft wie Monokulturen und Pestizide, die wir in unserem Beitrag ebenfalls angesprochen haben.

      Was den Handlungsbedarf angeht, so sind vor allem wir als Verbraucher gefragt. Politik und Wirtschaft werden sich nur bewegen, wenn das öffentliche Interesse zunimmt. Die Landwirte sind letztlich das Opfer der freien Marktwirtschaft, die nach Billigfleisch und anderen Produkten verlangt, die sich dank der von Discountern vorgeschriebenen Preise kaum noch kostendeckend herstellen lassen.

      Nur eine Unterstützung der ökologischen Landwirtschaft und eine Abkehr vom irrsinnigen Fleischkonsum wird die Bienen und unsere Gesundheit retten. Die Honigbienen sind nur ein Indiz dafür, dass etwas schiefläuft. Dabei werden die vom Menschen gut betreut – bei den nicht minder wichtigen Wildbienen und anderen Insekten ist die Lage noch wesentlich schlimmer.

      Unsere Devise sollte daher sein: Nicht schimpfen, sondern machen!

      Herzliche Grüße
      David von Ostrowski und das Autorenteam

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