Wildbienenhotel – Alles Wissenswerte zu Nisthilfen für wilde Bienen

Dr. rer. medic. Harald Stephan

Autor: Dr. rer. medic. Harald Stephan

Über den Autor: Dr. rer. medic. Harald Stephan hat nach seinem Studium der Biologie an der Universität des Saarlandes als Wissenschaftler an den Universitäten Marburg, Bochum und Duisburg-Essen gearbeitet.

Letzte Aktualisierung: 29.09.2023

Verfasst unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Standards. Erfahre mehr über Bienen.info

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Ein Wildbienen-Hotel ist nicht nur für Kinder, sondern auch für naturinteressierte Erwachsene ebenso spannend wie lehrreich. Im Garten oder auf der Terrasse bietet es die Möglichkeit, Insekten zu beobachten, die man gemeinhin selten zu Gesicht bekommt, die aber mindestens ebenso wichtig für die Bestäubung der meisten Obst- und Gemüsesorten sind wie die bekanntere Honigbiene. Will man die unermüdlichen Tiere bei ihrer Arbeit beobachten, kann man dafür auf gekaufte Produkte oder Marke Eigenbau zurückgreifen. Dabei gibt es einiges zu beachten, damit sich die Hotelgäste wohlfühlen und gerne wiederkommen. Erfahre in diesem Artikel alles Wissenswerte über Wildbienen-Hotels von unserem Biologen Dr. Harald Stephan.

Die Wildbiene, das unbekannte Wesen

Unsere einheimischen Wildbienen sind faszinierende Geschöpfe – sie schwirren allenthalben auf Feld und Flur herum, aber kaum jemand nimmt sie als solche wahr. Was nicht durch besondere Größe oder Färbung auffällt, verwechselt man zumeist mit Honigbienen oder kleinen Hummeln. Dabei sind die solitär lebenden Bienen ebenso interessant wie ihre vom Menschen betreute Verwandtschaft – und spielen in der Natur eine nicht minder wichtige Rolle.

Warum Wildbienen so wichtig sind

Wildbienen stehen seit jeher im Schatten unserer fleißigen Honiglieferanten. Heute weiß man, dass Honigbienen die Bestäubung der meisten Obst- und Gemüsesorten nicht im Alleingang schaffen: Studien zufolge wird die Bestäubungsleistung erst perfekt, wenn wilde und domestizierte Arten eng zusammenarbeiten.

Das Zitat „Erst stirbt die Biene, dann stirbt der Mensch“ wurde Einstein in den Mund geschoben, trifft aber die Sache recht gut. Eine bienengerechte Umwelt garantiert nicht nur das Überleben vieler anderer Tier- und Pflanzenarten, sondern auch unser eigenes. Daher sollten wir uns für Natur und Bienenschutz einsetzen – jeder persönliche Beitrag, und sei er noch so klein, zählt.

Wie viele Wildbienenarten gibt es in Deutschland?

Apis mellifera
Unsere alte Bekannte: Eine Westliche Honigbiene (Apis mellifera) bei der Arbeit. Auf Feld und Flur tummelt sich Biene Maja nicht alleine, sondern mit vielen ihrer wilden Verwandten.

Von der Westlichen Honigbiene kommen in Europa lediglich 25 Unterarten vor, wobei uns fast immer die Dunkle Europäische Biene Apis mellifera mellifera begegnet. Im Vergleich dazu sind die Wildbienen äußerst vielfältig – allein in Deutschland kommen um die 560 Arten vor. Nach § 39 Abs. 1 Bundesnaturschutzgesetz sind sie alle geschützt. Leider ist das bitter nötig, denn die meisten gelten als gefährdet: Auf der Roten Liste stehen davon je nach Bundesland 30 bis 70 Prozent.

Von Einzelgängern, Hausbesetzern und Kuckuckskindern

Rund 95 Prozent der in Deutschland vorkommenden Wildbienen sind alleinerziehende Mütter, etwa fünf Prozent bilden ähnlich wie die Honigbiene ein Kollektiv. Allerdings nicht zu Zehntausenden, sondern mit nur wenigen Exemplaren, deren Vertreter jedem von uns schon mal begegnet sind: Hummeln.

Bei den solitären Wildbienen unterscheidet man Arten, die vorhandene Hohlräume nutzen und solche, die sich ihre Gänge selber graben. Rund 75 Prozent erledigen das im Erdboden an Stellen mit geringer Vegetation. Trockenrasen, sandig-lehmige Untergründe bis hin zu Mauerfugen oder Ritzen zwischen Pflastersteinen kommen dafür infrage. Andere nutzen Fraßgänge von Bockkäfern in Totholz oder Spechthöhlen, in denen man mit etwas Glück auch verwilderten Honigbienen begegnet. Das waren einst ihre natürlichen Habitate, bevor sie der Mensch in Fertighäuser verfrachtete.

Wildbiene
Sie ist außerhalb eines Wildbienenhotels fündig geworden: Eine terrestrisch lebende Wildbiene kommt aus ihrem Erdloch.

Ein Spezialfall sind Kuckucksbienen. Davon gibt es in Deutschland 135 Arten – rund ein Viertel aller Wildbienen. Sie schieben ihre Eier den mit Nestbau beschäftigten Wirtsbienen unter und lassen sie einmauern. Sobald die Larve schlüpft, tötet sie die Konkurrenz und bedient sich an deren Büffet.

Wie sinnvoll ist ein Wildbienen-Hotel als Nisthilfe?

Gegen das Bienensterben

Das Bienensterben ist immer wieder eine Schlagzeile wert. Betroffen sind weniger Honigbienen, sondern vor allem Wildbienen. Unsere fleißigen Honigsammlerinnen werden vom Imker beschützt, der stets ein Auge auf Gesundheit und Nahrungsangebot seiner Völker hat. Dagegen sind wilde Bienen auf sich selbst angewiesen und leiden wesentlich stärker unter den Folgen von Umweltverschmutzung, Pestiziden und verbauten Grünflächen.

Viele davon sind Nahrungsspezialisten, die auf Pollen und Nektar einer einzigen Pflanze oder einer Handvoll Arten angewiesen sind. Anders als die wenig wählerischen Honigbienen, die je nach Angebot Rapshonig, Wald- oder Thymianhonig fabrizieren. Monokulturen, eintönige Agrarlandschaften und Rückgang der Artenvielfalt lassen die meisten Wildbienenarten hungrig ausgehen.

Mangelt es in der ländlichen Umgebung an Abwechslung, ziehen sich Wildbienen in die Städte zurück. Überraschenderweise hat man schon bis zu neunzig Prozent der in einer Region vorkommenden Arten im urbanen Umfeld angetroffen. Wer diese Rückzugsgebiete mit einem reichhaltigen Nahrungsangebot und guten Nistmöglichkeiten unterstützt, leistet damit einen Beitrag. Jedes Wildbienen-Hotel und jeder Topf mit geeigneten Futterpflanzen hilft, die Artenvielfalt zu erhalten und wilde Bienen zu schützen.

Wie nisten Wildbienen normalerweise?

Ähnlich wie die Honigbiene sind ihre wilden Kolleginnen zwischen Februar und Oktober unterwegs. Sobald draußen Wärme und Nektar locken, gehen sie auf die Suche nach Geschlechtspartnern und Behausungen für den Nachwuchs. Vom Juni bis in den August hinein ist ihre Aktivität am größten. Alle Bienen haben es gerne warm und trocken – kein Wunder, dass ihnen Kälte, Regen und Wind den Flugbetrieb verleiden und das Engagement beim Nestbau sinkt.

Ein einzelnes Nest, egal ob im Erdboden oder der Öffnung eines Wildbienen-Hotels, besteht aus einer bis zehn Brutzellen. Diese sind durch Trennwände abgegrenzt und enthalten jeweils ein Ei nebst einer Portion Honig und Pollen für einen nahrhaften Start ins Leben. Jedes Babyzimmer wird mithilfe von Speichel mit Sand, Lehm, kleinen Steinchen oder Blättern tapeziert. Das gleiche Material bildet die Trennwände zwischen den einzelnen Kammern.

Die Lebenszeit einer ausgewachsenen Wildbiene ist ähnlich begrenzt wie die einer Honigbiene. Eine Arbeiterin lebt im Sommer durchschnittlich fünf, ein Wildbienenweibchen fünf bis elf Wochen. In dieser Zeit kann es bis zu 30 Brutzellen anlegen – bei einem Wildbienenhotel mit zehn Appartements pro Gang entspricht das gerade mal drei Löchern.

Bis sich das fertige Tier aus einem Ei entwickelt hat, dauert gut ein Jahr. Nach dem Schlüpfen bedient sich die Larve an den Futtervorräten, wächst und häutet sich mehrmals. Den Winter verbringen sie eingesponnen in einen Kokon, selten bereits als Puppe oder fertiges Insekt. Die meisten Wildbienenarten werden erst im folgenden Frühjahr zum geschlechtsreifen Tier, das die Kinderstube verlässt und für weiteren Nachwuchs sorgt.

Wer zieht ein im Wildbienen-Hotel?

Wildbiene Pflanzenstängel
Hohle Stängel im Angebot? Hier scheint eine wilde Verwandte unserer Honigbiene interessiert zu sein.

Längst nicht alle Wildbienen interessieren sich für Nisthilfen. Einige sind renitente Erdbewohner, andere spielen woanders Kuckuck. Rund ein Fünftel aller Arten ist geneigt, sich unsere Hilfsangebote näher anzuschauen. Dabei interessieren sie sich vor allem für fertige Hohlräume, die sie nicht mehr selber anlegen müssen. Wie in der freien Natur nehmen sie hohle Pflanzenstängel besonders gerne in Besitz. Seltener finden sie dort Löcher in Holz. Käfergänge in Totholz wie auch Holzlöcher im Bienenhotel stehen in der Präferenzliste an zweiter Stelle. Noch zögerlicher okkupieren wilde Bienen Löcher in Ziegeln und gebranntem Ton.

Letzten Endes entscheiden nicht Menge und Größe, sondern Innenausstattung und saubere Verarbeitung. Kein Tier zieht in eine Behausung, in der es sich verletzen könnte. Alle kritischen Punkte werden eingehend unter die Lupe genommen, bevor ein Tier von einer Nistmöglichkeit Gebrauch macht. Daher gilt es beim Wildbienen-Hotel einiges zu beachten.

Kundenzufriedenheit: Was für Wildbienen-Hotels wichtig ist

Bienen und Schmetterlinge sind die beliebtesten Insekten, und kaum jemand möchte sich nicht für Umwelt und Natur engagieren. Kein Wunder, dass es in Baumarkt, Internet oder Zoohandlung nur so wimmelt von Insektenhotels in allen Formen, Größen und Varianten. Die meisten davon sind eher für das Auge des menschlichen Betrachters ausgelegt als für die Ansprüche potentieller Untermieter. Bei Billigprodukten bleiben erschreckend oft die einfachsten Kriterien unberücksichtigt, die für eine bienenfreundliche Appartementanlage unabdingbar sind. Wir möchten Sie vor häufig anzutreffenden Kardinalfehler warnen und schildern, warum da keine Wildbiene freiwillig einzieht.

Auf die Größe kommt es überhaupt nicht an

Bienenhotel Massenbehausung
Groß – größer – unbrauchbar: Solche Massenunterkünfte mit unzähligen verschiedenen Elementen sind nicht notwendig und sogar kontraproduktiv.

Einigen wirtschaftlichen Weisheiten begegnet man beim Kauf eines Bienenhotels allzu oft:

  • Viel hilft viel – je stattlicher die Größe, desto mehr Gewinn lässt sich damit erzielen.
  • Aber leider sagt Quantität nichts über Qualität.
  • Angebot und Nachfrage? Im Garten entpuppt sich die Massenunterkunft als Haken an der Sache: Sie zieht nicht nur mehr Bienen an, sondern auch Parasiten, Spinnen und hungrige Vögel.

Manche Monsterbauten lassen sich aufgrund ihrer schieren Größe kaum vernünftig im Garten oder auf der Terrasse platzieren. Wesentlich sinnvoller ist es, mehrere kleine Exemplare mit wenigen Nistmöglichkeiten an verschiedenen Stellen zu verteilen. So gibt es kein Gerangel um die nächstgelegenen Futterquellen und Sie können herausfinden, welche Orte die Bienen vergleichsweise gerne annehmen und welche sie strikt meiden.

Die Röhre als Maß aller Dinge: Welche Elemente sind für ein Wildbienen-Hotel geeignet?

In der freien Natur suchen die Tiere nach einem länglichen Hohlraum. Für eine Nisthilfe kommen folgende Bauteile diesem Anspruch am ehesten entgegen:

  • Hartholzblöcke mit Bohrungen
  • Bambusröhrchen
  • Schilfstängel
  • Pappröhrchen
  • Elemente aus gebranntem Ton mit Löchern.

Sie müssten den Tieren nicht die komplette Palette anbieten – es genügt vollkommen, ein paar zusammengebundene Bambusröhrchen oder Schilfstängel in eine alte Konservendose zu packen. Wichtig ist bei allen Bauelementen,

  • dass die Röhren auf der Rückseite geschlossen sind
  • der Durchmesser zu den Bewohnern passt
  • das Innere sauber und glatt wie ein Bienenpopo ist
  • sich der Eingang ohne Verletzungen benutzen lässt
  • die Wohnröhren Luft und Feuchtigkeit durchlassen.

Vorsicht, Verletzungsgefahr!

Holzsplitter, zerbrochene Schilfhalme, scharfkantige Tonröhren, harzreiches Holz: Darauf wird jede Wildbiene dankend verzichten. Behalten Sie im Hinterkopf, dass die Tiere fast immer rückwärts einparken. Kommen ihnen dabei Holzsplitter in die Quere oder bleiben sie in einem Tropfen Harz hängen, geht das nicht ohne Schäden an der Karosserie. Zerrupfte Flügel und verletzte Gliedmaßen gefährden das Tier und damit auch seinen Nachwuchs. Alle Röhren, gleich ob Bambus, Schilf, Ton oder Holz, müssen im Inneren und an der Öffnung absolut glatt sein, damit es nicht zu Verletzungen kommt.

Welches Holz ist für Wildbienen-Hotels geeignet?

Ein Fehler, den man bei käuflichen Modellen besonders häufig sieht, sind Bohrungen ins Stirnholz. Eine gelöcherte Baumscheibe ist nett anzusehen, aber die Schönheit liegt alleine im Auge des Betrachters. Das einer Biene wird mit einem freundlichen Nein danke weiterziehen. Denn diese weiß, dass sich die längs verlaufenden Holzfasern bei der geringsten Feuchtigkeit aufstellen und beim Hineinkriechen zu Mast- und Schotbruch führen. Nicht minder schlimm sind borstige Ränder, mit denen sich ungeschliffene Eingänge nach einer Runde Wind und Wetter zieren.

Holz mit Rissbildung
Schade um das schöne Holz: Mit so einer starken Rissbildung ist es für Wildbienenhotels nicht zu gebrauchen.

Ausgerechnet Baumscheiben bekommen schnell Trockenrisse – sie durchziehen das Holz und sorgen für große Spalten zwischen den Bohrungen. Damit bieten sie Pilzen und Parasiten ideale Eintrittspforten. Wildbienen meiden von Trockenrissen durchzogene Hölzer instinktiv. Für jedes Holz gilt die Faustregel: Je größer das Stück, desto stärker die Spannungen, umso akuter die Gefahr der Rissbildung. Im Zweifelsfalle wählt man also besser kleinere Klötze statt Baumscheiben oder halbe Urwaldriesen.

Auf jeden Fall muss man Holzarten verwenden, die sich beim Trocknen wenig verziehen.

Besonders geeignet sind

  • Esche
  • Ahorn
  • Apfel
  • Birke
  • Birne
  • Eiche
  • Hainbuche
  • Haselnuss
  • Kastanie
  • Pflaume
  • Rotbuche
  • Ulme

Esche gilt wegen seiner Zähigkeit und geringen Neigung zu Rissbildung als das beste Holz für ein Wildbienen-Hotel. Leider bekommt auch Eschenholz bei unsachgemäßer Trocknung Risse…

Buche neigt dem Wetter ausgesetzt zu Trockenrissen. Häufig von aufstellenden Fasern und Rissen betroffen sind Weichhölzer wie Weide, Pappel oder Linde.

Vollkommen ungeeignet sind sämtliche Nadelhölzer – sie enthalten Harz, das in der Wärme austritt. Nichts für eine Biene, die sowohl den intensiven Geruch als auch den tödlichen Sekundenkleber meidet. Aus ähnlichen Gründen verbieten sich imprägnierte und mit Holzschutzmittel behandelte Hölzer.

In jedem Fall muss das Holz ausreichend lange gelagert und ordentlich durchgetrocknet sein, damit keine Spannungen im Material auftreten. Ein Bienenhotel aus Holz frisch vom Baum ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Unbehandeltes altes Bauholz von Scheunen oder Fachwerk und tote Bäume sind oftmals eine gute Grundlage.

Sägewerk Wildbienenhotel Holz
Deutliche Trockenrisse: Für das Selberbauen von Wildbienenhotels ist dieses Holz unbrauchbar.
Geeignetes Holz für Wildbienenhotels: Tipps von unserem Bauexperten David
Leider ist gutes Holz für Wildbienenhotels nicht so leicht zu bekommen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Holzhändler und Sägewerke wenig Interesse am Verkauf von Kleinstmengen geeigneten Holzes haben. Zudem führen die Meisten davon keine der am besten geeigneten Holzsorten. Ich empfehle, einfach mal verschiedene Holzhändler, Sägewerke oder Schreinereien abzuklappern und nach einer Restekiste zu fragen. Manchmal lässt sich dort etwas Passendes zu einem fairen Preis oder sogar zum Nulltarif ergattern.
Meine letzte Ladung Eschenholz wurde vermutlich zu schnell getrocknet. Oben sehen Sie das entsprechende Angebot bei einem meiner zahlreichen Besuche in Sägewerken. Das Holz ist deutlich eingerissen – für Wildbienenhotels ist davon das Wenigste zu gebrauchen. Die meisten Holzhändler müssen sich nach marktüblichen Anforderungen richten und kennen sich mit denen eines Wildbienenhotels nicht aus. Daher muss man als Bastler beim Kauf selber auf qualitativ hochwertiges und rissfreies Holz achten.

So wird gebohrt

Bei einem Holzblock sind Höhe und Breite weniger wichtig als die Tiefe – diese sollte zehn bis 20 Zentimeter betragen. Im Eigenbau lässt sich das Bohren am besten mit einem Bohrständer mit fester Anschlagtiefe bewerkstelligen. Benutzen Sie unbedingt scharfe, neue Holzbohrer und achten Sie darauf, dass diese nicht zu heiß werden. Eine angekokelte Behausung ist nichts für empfindliche Bienennäschen.

Bei den Löchern ist zu beachten:

  • Von der künftigen Vorderseite sollte man die Rinde entfernen.
  • Gebohrt wird nicht ins Stirnholz, sondern grundsätzlich senkrecht zum Faserverlauf.
  • Bohrungen dürfen niemals die Rückseite erreichen.
  • Ein Abstand von mindestens zwei Zentimetern lässt nicht so schnell Risse entstehen.
  • Wildbienenhotel Löcher
    Den richtigen Abstand markiert man am besten mit Lineal und Bleistift.
  • Die optimale Tiefe liegt bei acht bis zehn Zentimetern.
  • Wildbienenhotel Bohrung
    Mit etwas Klebeband lässt sich die Bohrtiefe am Bohrer markieren.
  • Der Durchmesser sollte zwischen zwei und neun Millimetern betragen.
  • Bohrungen von drei bis sechs Millimetern werden bevorzugt – also mehr davon als größere und kleinere.
  • Die Löcher dürfen sich nicht kreuzen.
  • Nach dem Bohren das Holzmehl gründlich ausklopfen, auspusten oder mit Pfeifenreinigern entfernen.
  • Die Vorderseite unbedingt mit Sandpapier von allen scharfen Kanten befreien.
  • Wildbienenhotel glatt schleifen
    Die Vorderseite mit den Bohrlöchern gründlich von allen abstehenden Fasern befreien und sauber glätten.
  • Auch die Bohrlöcher sollte man von innen glätten. Hierzu verwendet man dünne Schleifstäbe oder zusammengerolltes Sandpapier.
  • Bohrlöcher schleifen
    Zuletzt glättet man mit Schleifstab oder gerolltem Sandpapier das Innere der Bohrungen.

Andere Materialien fürs Wildbienen-Hotel

Zurück zur Röhre, dem Maß aller Dinge: Ähnliche Abmessungen wie bei den Löchern im Holz gelten für Schilfhalme, Pappröhrchen oder Bambus. Auch sie müssen glatte Eingänge aufweisen und hinten geschlossen bleiben. Zum Schneiden sind scharfe Messer oder eine Säge notwendig; die Vorderseiten sollte man gegebenenfalls mit Schleifpapier behandeln, bis sie schön glatt sind. Die Röhrchen steckt man mit Schnüren, Draht oder Kabelbindern gebündelt in ein Holzkästchen oder eine ausgediente Konservendose und befestigt sie an der Rückseite mit Gips oder Bienenwachs. So lässt sich vermeiden, dass Vögel die Halme für ihr eigenes Nest stibitzen.

Strangfalzziegel aus gebranntem Ton haben im Inneren mehrere Hohlkammern, die an den Seiten in Löchern enden. Bei einer Standardlänge von 40 Zentimeter halbiert und die Rückseiten mit Gips oder Bienenwachs verschlossen wird daraus ein geeignetes Element fürs Wildbienen-Hotel. Die nach vorne gerichteten Löcher müssen Sie mit Schleifpapier entgraten. Solche tönernen Bauteile lassen sich einfach stapeln, brauchen aber Schutz vor Feuchtigkeit.

Dach drüber

Als Material für eine schützende Bedachung kommen viele Materialien infrage, vom Dachziegel über Plexiglas und Wellblech bis zu aufgeschnittenen Kanistern und Dosen. Hier dürfen Sie sich getrost austoben. Zu beachten ist lediglich, dass es der Front genug Licht lässt und die Tiere beim Anflug nicht behindert.

Wildbienenhotel fertig
Unser schönes neues Wildbienenhotel wird von unserem Maskottchen bewacht, bis es im Garten aufgehängt hoffentlich ganz viele Wildbienen anlockt.

Der richtige Standort ist für das Wildbienenhotel ebenso wichtig wie die einwandfreie Verarbeitung.

Dekorativ, aber sinnlos: Was man bei Wildbienen-Hotels vermeiden sollte

Das Problem bei vielen Nisthilfen aus Geschäft oder Internet: Nicht die tierischen Experten suchen die Behausung aus, sondern der Mensch. Was gekauft werden soll, muss hübsch aussehen. Zumindest im Auge des potentiellen Käufers. Das muss kein Widerspruch zur Funktionalität sein, was in der Praxis aber so gut wie immer der Fall ist.

Löcher bohren, Eingänge zurechtschleifen, Bambus und Schilf auf die richtige Länge schneiden ist mühsam. Viel einfacher ist es, in ein Kästchen ein paar Kiefern- oder Tannenzapfen zu legen oder Hohlräume mit Sägespänen, Stroh, Heu und anderem Unsinn zu füllen. Damit lassen sich bestenfalls ein paar Spinnen und Ohrwürmer hinter dem Ofen hervorlocken, aber keine Wildbiene. Ist die nähere Umgebung so abweisend, dass sie denen nichts Besseres bietet, haben die Tiere viel größere Probleme als einen Unterschlupf zu finden.

Falsches Wildbienen Hotel
Was bitte soll das darstellen – ein Wildbienenhotel? Löcher zu groß, ungeeignete Materialien, scharfe Kanten, direkt am Boden, wo die Feuchtigkeit hochkriecht: Unser Spitzenreiter bei dem, was man alles falsch machen kann. Bei dieser billigen Absteige bleiben die Gäste mit Sicherheit aus.

Wer den nützlichen Ohrwürmern Quartier bieten möchte, sollte einen Blumentopf mit Stroh, Heu oder Holzwolle füllen und mit direktem Kontakt zum Stamm an einem Baum befestigen, gerne in Bodennähe. Die allzeit hungrigen Blattlausvertilger müssen zu Fuß hineinkommen. Bei einem für fliegende Besucher ausgelegten Wildbienen-Hotel ist das in der Regel nicht der Fall.

Ebenso sinnlos sind Lochziegel. Ihre Öffnungen sind viel zu groß und meist zu scharfkantig. Wildbienen mögen zudem nicht, dass sie auf beiden Seiten offen sind. Selbst wenn man die Rückseite mit Lehm verschließt oder die Löcher mit Schilfstängeln füllt, macht das die Sache nicht sinnvoller. Bimssteine und Ytong-Steine sollte man ebenso vermeiden – sie saugen Feuchtigkeit auf und lassen Brut und Nahrungsvorräte verpilzen.

Lochziegel
Lochziegel, Bimssteine und Ytong-Steine sind ebenfalls nicht sinnvoll für ein Bienenhotel. Das Problem hier: Die Löcher gehen komplett durch. Andere Lochziegel haben viel zu große Öffnungen.

Einige Mauerbienen nutzen leere Schneckenhäuser zum Nestbau, aber für ein Wildbienenhotel sind diese gänzlich ungeeignet. Die Tiere suchen in Bodennähe danach und vermuten sie nicht irgendwo auf Mannshöhe angeklebt. Stattdessen können Sie Schneckenhäuser im Garten an offenen, möglich wenig bewachsenen und sonnigen Stellen auslegen und damit Mauerbienen außerhalb des Hotels eine Rückzugsmöglichkeit bieten. Die Tiere rücken die Häuschen in eine ihnen angenehme Position.

Schneckenhaus im Wildbienenhotel
So was sucht eine kluge Wildbiene am Boden, aber nicht irgendwo in luftiger Höhe: Schneckenhäuser werden in der freien Natur gerne angenommen, aber für ein Wildbienenhotel sind sie absolut ungeeignet.

Einige Wildbienen-Hotels locken mit „Beobachtungsnistkästen“. Kleine Röhrchen aus Glas oder Plastik sollen die Beobachtung der Tiere bei ihren Bauarbeiten ermöglichen. Allerdings sind die Wände hermetisch dicht. Nach der Belegung ist ein Gasaustausch nur von Brutzelle zu Brutzelle möglich. Dadurch sammelt sich Feuchtigkeit, die Brut und Essensvorräte schimmeln lässt. Spätestens an einem heißen Sommertag machen Hitzestau und Sauerstoffmangel den Hotelgästen den Garaus.

Rohre aus Acrylglas
Lüften Fehlanzeige: Mit Rohren aus Acrylglas und anderen absolut undurchlässigen Materialien unterstützt man Schimmel, aber keine Wildbienen.

Appartements für Schmetterlinge und Florfliegen

Bei käuflichen Wildbienen-Hotels finden sich oft Bauelemente für weitere Tiere. Besonders häufig findet man senkrechte Schlitze für die Überwinterung von Schmetterlingen und rot eingefärbte horizontale für Florfliegen. Beide sind so hübsch wie sinnlos.

Schmetterling Hotel
Hübsch, aber unnütz. Schmetterlinge werden diese niedlichen „Hotels“ nicht einmal als solche erkennen und mit Sicherheit links liegenlassen.

Von unseren einheimischen Schmetterlingen überwintern lediglich sechs Arten als fertiger Falter, alle anderen als Ei, Larve oder Puppe. Zudem finden Kleiner und Großer Fuchs, Tagpfauenauge, Zitronenfalter, Trauermantel und C-Falter im Herbst problemlos einen passenden Unterschlupf. Verirrt sich in diesen Verschlag tatsächlich ein Schmetterling, grenzt das an ein Wunder. Viel wichtiger als Winterquartiere sind passende Lebensräume und ein ausreichendes Angebot an Nahrungspflanzen. Während die ausgewachsenen Schmetterlinge bei der Wahl ihrer Nektarlieferanten wenig wählerisch sind, sind viele Raupen auf nur eine Futterpflanze spezialisiert. So wachsen die „Brennesselfalter“ Kleiner Fuchs, Landkärtchen und Admiral allein auf ebendieser Pflanze heran.

Florfliegen Hotel
Rot ist die Lieblingsfarbe der Blattlaus-Massenmörder, aber auch die Breite muss stimmen: Die Florfliegenfächer sollten eine Seitenlänge von mindestens 30 Zentimetern aufweisen.

Florfliegen sind ungemein gefräßige Blattlauskiller und überwintern als ausgewachsene Tiere. Untersuchungen haben ergeben, dass sie Rot und Braun außerordentlich anziehend finden. Die Farbe alleine bringt es allerdings nicht: Horizontalen Schlitze zur Überwinterung müssen eine Breite von mindestens dreißig Zentimetern aufweisen – das erreichen die wenigsten käuflichen Insektenhotels. Davon abgesehen ist auch für Florfliegen das Finden eines geeigneten Winterquartiers das geringste Problem.

Nicht nur die Ausstattung, auch die Lage zählt

Keine noch so schön gestaltete Herberge zieht Besucher an, wenn eine Müllkippe die Aussicht verschandelt, es weit und breit nichts zu futtern gibt oder wenn es hineinregnet. Das sehen Wildbienen nicht anders als ein Mensch.

Der Standort ist entscheidend

Sonnig, warm und geschützt vor Regen – das sind die Grundprinzipien für eine gute Lage, die Wildbienen zu schätzen wissen. Ebenso wichtig ist ein reichhaltiges Nahrungsangebot in der unmittelbaren Umgebung. Je näher ergiebige Nektar- und Pollenquellen zur Verfügung stehen, desto kleiner die Transportstrecke, desto dankbarer werden Nisthilfen angenommen. Irgendwo muss die Verpflegung schließlich herkommen. Zudem ist es besonders zuträglich, wenn von März bis Oktober Blüten zur Verfügung stehen und die bunte Pracht nicht spät beginnt und früh endet.

Je leichter das Futter vom Nistplatz aus zu erreichen ist, desto mehr Nachwuchs steht zu erwarten. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Strecke 300 Meter nicht überschreiten sollte. Besonders kleine Wildbienen haben einen noch kürzeren Aktionsradius, und nur die größten Arten fliegen bis zu einem halben Kilometer zur nächsten Tankstelle.

Von großer Bedeutung sind geeignete Nahrungspflanzen: Gefüllte Blüten, Petunien und Pelargonien bieten ungeachtet ihrer Blütenpracht kaum Pollen und Nektar. Viele Wildbienen haben im Gegensatz zur wenig wählerischen Honigbiene spezielle Nahrungsansprüche. Gut die Hälfte der in Mitteleuropa vorkommenden Arten können mit einem mageren Blütenangebot nichts anfangen. 58 unserer einheimischen Vertreter sind auf eine einzige Pflanzenart spezialisiert, 205 suchen sich ihr Nahrungsangebot bei nur einer Pflanzenfamilie. Nektar benötigen Wildbienen als Flugbenzin, wohingegen Pollen das Hauptnahrungsmittel für den Nachwuchs darstellt.

Neben Futter benötigen die Tiere Nistmaterial. Steinchen, Sand, Lehm, Laub- und Blütenblätter nutzen sie zur Auskleidung ihrer Brutzellen und für die dazwischenliegenden Wände. Betonierte Flächen und Steingärten sind hierbei ebenso wenig hilfreich wie bei der Nahrungssuche.

Wohin mit dem Wildbienen-Hotel?

Neben dem richtigen Standort ist eine wildbienengerechte Anbringung wichtig. Die Nisthilfe muss fest fixiert sein und darf nicht im Geäst eines Baumes herumbaumeln. Zudem benötigt sie mindestens einen halben Meter Abstand zum Boden, denn sonst haben Fressfeinde besonders leichten Zugang, wie auch Feuchtigkeit und Schimmel aus dem Erdreich.

Wichtig ist der ungehinderte Anflug zu den Bruthöhlen. Etwas Bewuchs zum Schutz vor Regen und Wind ist in Ordnung, aber die Biene sollte nicht die Machete auspacken müssen, um zu ihrem Nest zu gelangen. Ein Stück Kaninchendraht mit etwas Abstand vor den Löchern ist hingegen kein Problem und hält ungebetene Vögel fern.

Die Rückseite sollte zur Wetterseite weisen und vor Wind und Regen geschützt sein, damit keine Feuchtigkeit von hinten eindringt. Vorne ist ein kleines Dach hilfreich, um vor Niederschlägen zu schützen, ohne dabei die Sonne abzuhalten. Als optimal gilt eine Ausrichtung der Vorderseite nach Osten bis Südosten. So wärmt sich die Nisthilfe in der Morgensonne schnell auf, ohne in der Mittagshitze zu schmoren und ist zudem von zumeist aus westlicher Richtung kommenden Regenschauern gefeit.

Ist die Nisthilfe erst einmal platziert, darf man den Standort erst im Winter wieder ändern, wenn die Brut friedlich dem nächsten Frühjahr entgegenschläft. Ansonsten finden die Wildbienen den Zugang nicht mehr und können ihre Gelege nicht fertigstellen. Wegen der Bewohner muss die Herberge unbedingt draußen überwintern, denn in Keller oder Garage melden zu hohe Temperaturen fälschlich Frühjahr und Zeit zum Schlüpfen.

Das Wildbienen-Hotel im Betrieb

Hat das Hotel zur Wilden Biene geöffnet, darf man auf das Treiben der Tiere gespannt sein. Wen darf man alles begrüßen, wie viele Gäste kommen, wie muss man sich um sie kümmern?

Wie erkenne ich, dass Tiere in das Wildbienen-Hotel eingezogen sind?
Wildbienenhotel Nestverschluß
Bitte nicht stören: Ein Wildbienenhotel, bei dem viele Röhren von fleißigen Nestbauerinnen säuberlich verschlossen wurden. Heisst hier wohnt jemand und wächst dem nächsten Frühjahr entgegen. Nur die ganz kleinen Bohrlöcher haben keine passenden Abnehmer gefunden. Ob es an den vielen Süßigkeiten lag?

Nicht am fehlenden Schlüssel an der Rezeption, aber an der geschlossenen Tür. Sobald die Wildbiene ihre Eier gelegt und mit Futter versorgt hat, verschließt sie den Hohlraum mit einem Deckel, der von außen gut zu erkennen ist. So stellt sie sicher, dass Fressfeinde nicht allzu leicht an die nahrhaften Larven inklusive süßem Nachtisch gelangen oder Regen und Schimmel von außen eindringen.

Die Zahl der verdeckelten Gänge ist ein gutes Indiz dafür, wie zufrieden die Hotelgäste sind: Eine sinnvoll konstruierte und gut platzierte Nisthilfe ist oftmals bis auf das letzte Zimmer ausgebucht.

Werden die Wildbienen-Hotels auch von anderen Tieren besiedelt?

Wie in der freien Natur steht in der Hausordnung nichts davon, dass die Unterkunft nur von Wildbienen genutzt werden darf. Freuen Sie sich, wenn Ihr Angebot auch anderen Arten eine Herberge bietet. So haben Sie gleich noch eine spannende zusätzliche Show-Einlage bei Ihren Feldstudien.

Für Tagfalter, Käfer, Florfliegen, Ohrwürmer und solitär lebende Wespen gibt es häufig bessere Behausungen. Auch hierzu gibt es eine umfangreiche Literatur mit zahlreichen hilfreichen Hinweisen und Bauanleitungen.

Pflege von Wildbienen-Hotels

Nisthilfen für Wildbienen sind pflegeleicht – die meisten Gäste kümmern sich selbst um die Reinigung der Ferienwohnung. Bei Neubezug wird erst einmal Hausputz gemacht. Einige Experten empfehlen, Nestgänge in Holz zu reinigen, andere halten eine solche Vorgehensweise für obsolet.

Besteht das Wildbienen-Hotel aus zusammengelegten Brettern mit parallel verlaufenden Fräsungen, kann man diese auseinandernehmen und sich anschauen, was die Tiere darin getrieben haben. Aber nur, wenn alle Türen offen sind – Deckel drauf bedeutet, dass hier noch jemand wohnt. Wer auf Nummer sicher gehen will, markiert die Tür im Winter mit einem Tupfer Farbe. So sieht man sofort, wo es Probleme beim Schlüpfen gegeben hat und kein Nachwuchs mehr zu erwarten steht. Bei dieser Gelegenheit kann man mit einer groben Bürste die Hinterlassenschaften entfernen und die Gänge erneut bezugsfertig machen.

Trotzdem sollte man seine Gastronomie immer im Auge behalten und schauen, wie sich die Gästezahlen entwickeln, ob sich nicht ein Vogel daran zu schaffen gemacht hat, sich Feuchtigkeit ansammelt oder Verunreinigungen den Gästen das Ambiente verschandeln.

Mit oder ohne Wildbienen-Hotel: Was jeder zu Artenvielfalt und Insektenschutz beitragen kann

In Presse und Fernsehen werden vermehrt Sinn und Unsinn von „Steingärten“ diskutiert. Sie sind für Pflanzen und Tieren so dienlich wie eine Betonplatte. Aber auch gepflegter Rasen ist aus Sicht des Naturschützers wenig wert. Wesentlich bessere Rückzugsmöglichkeiten und viel mehr Nahrung bieten wilde Gärten, in denen zahlreiche, vor allem einheimische Pflanzen das ganze Jahr über blühen und viele Lebensräume von Steinen, Sandflächen bis Totholz zur Verfügung stehen. Als Nahrungspflanzen sind Weiden, Natternköpfe und Glockenblumen bei Wildbienen besonders gefragt.

Einige wenige Wildbienenarten bauen ihre Brutgänge ausschließlich in Totholz. Lassen Sie tote Bäume, Baumstümpfe und Äste in ihrem Garten liegen, bieten Sie den Tieren eine willkommene Bleibe. Haben Käfer Löcher hineingefressen, nehmen sie diese Eigentumswohnungen besonders gerne in Anspruch. Laubbäume werden dabei bevorzugt, denn Nadelbaumreste sind wegen ihres Harzes für Wildbienen nicht geeignet.

Auch Trockenmauern sind hilfreich – einige Mauerbienen und Mörtelbienen wissen diese zu schätzen und bauen ihre oberirdischen Nester im Lehm und Sand zwischen den Steinen. Hummeln kann man mit einem speziellen Hummelnistkasten unterstützen.

Fünf Prozent unserer Wildbienenarten bauen ihre Nester in markhaltige Stängel, indem sie einen Gang in das weiche Mark knabbern. Haben Sie Brombeeren, Beifuß oder Disteln in Ihrem Garten, sollten sie diese nicht entsorgen, sondern sauber zu meterlangen Stücken zurechtschneiden und für die kommende Saison aufbewahren. Befestigen Sie die Abschnitte im folgenden Frühjahr senkrecht – nicht liegend! – in Ihrem Garten an einer vor Regen geschützten, sonnigen Stelle. Vorzugsweise einen halben Meter über dem Boden, damit keine Feuchtigkeit eindringt. Wildbienen suchen gezielt nach vertikal ausgerichteten Stängeln, wie sie diese auch in der Natur vorfinden. Horizontal angebrachte werden geflissentlich ignoriert. Achten Sie wie beim Bienenhotel auf Schnittstellen ohne Fransen, damit sich die Tiere nicht verletzen.

Das Beste an all diesen Maßnahmen: Man unterstützt nicht nur wilde Bienen, auch andere Tiere wissen eine natürliche und abwechslungsreiche Umgebung zu schätzen. Vögel, Igel, Schmetterlinge und viele weitere kommen darauf ebenso gerne zurück.

Wildbienen-Hotel Fazit

Mit einem Wildbienen-Hotel im Garten, auf der Terrasse oder auf dem Balkon haben Jung und Alt ihre Freude, wenn sie fasziniert dem Treiben der kleinen Schwerstarbeiterinnen folgen. Und nicht zuletzt die wilden Bienen selber, deren Bestand zusehends durch Umweltverschmutzung und Verlust natürlicher Flächen gefährdet ist.

Unterstützt man das emsige Treiben mit einer geeigneten Nisthilfe und stellt passende Pflanzen und Lebensräume zur Verfügung, trägt man damit nicht nur zum Erhalt der Artenvielfalt bei, sondern hilft bei der Bestäubung vieler Pflanzenarten, die auf die Kooperation von Wild- und Honigbiene angewiesen sind. Jeder noch so kleine Beitrag ist wichtig – umso besser, wenn er so leicht umzusetzen ist und man zudem einen Heidenspaß damit hat.

Je mehr Leute unseren gefährdeten Wildbienen helfen, desto besser. Wenn Ihnen diese Tippsammlung gefallen hat, empfehlen Sie diesen Artikel gerne weiter.

Quellenverzeichnis
Bücher
• Werner David: Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen: Leitfaden für Bau und Praxis – so gelingt`s. 3. Auflage. Darmstadt 2018: Pala Verlag GmbH.
• Paul Westrich: Die Wildbienen Deutschlands. 2. Auflage. Stuttgart 2019: Verlag Eugen Ulmer. ISBN-10: 3818608806.
• Paul Westrich: Wildbienen: Die anderen Bienen. 5. Auflage. München 2015: Pfeil-Verlag. ISBN-10: 3899371364.
• Anja Eder, Dirk Peters, Michael Römer: Wildbienenhelfer: Wildbienen & Blühpflanzen. 2. Auflage. Rheinbach 2018: Tipp 4-Verlag. ISBN-10: 3943969207.
• Felix Amiet, Albert Krebs, Andreas Müller: Bienen Mitteleuropas: Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. 3. Auflage. Bern 2019: Haupt-Verlag. ISBN-10: 3258081042.
• Heinz Wiesbauer: Wilde Bienen: Biologie, Lebensraumdynamik und Gefährdung. Artenporträts von über 470 Wildbienen Mitteleuropas. 2. Auflage. Stuttgart 2020: Verlag Eugen Ulmer. ISBN-10: 3818611165.
• Nicolas Vereecken, Dorothee Calvillo, Gabriele François: Wildbienen entdecken und schützen: Akute Bienenhilfe – Lebensräume schützen! 1. Auflage. München 2019: Verlag Gräfe und Unzer. ISBN-10: 3835419269.
• Erwin Scheuchl, Wolfgang Willner: Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Porträt. 1. Auflage. Wiebelsheim 2016: Verlag Quelle & Meyer. ISBN-10: 3494016534.
• Philippe Boyer: Vom Leben der Wildbienen: Über Maurer, Blattschneider und Wollsammler. 1. Auflage. Stuttgart 2016: Verlag Eugen Ulmer. ISBN-10: 3800112841.
• Wolf Richard Günzel, Margret Schneevoigt: Das Insektenhotel: Naturschutz erleben, Bauanleitungen, Tierporträts, Gartentipps. Überarbeitete Neuauflage. Darmstadt 2019: Pala Verlag GmbH. ISBN-10: 3895663859.
• Melanie von Orlow: Ideenbuch Insektenhotels: 30 Nisthilfen für Wildbienen & Co. einfach selbst gebaut. Aktiv gegen Insektensterben. 2. Auflage. Stuttgart 2020: Verlag Eugen Ulmer. ISBN-10: 380010900X.
• Melanie von Orlow: Mein Insektenhotel: Wildbienen, Hummeln & Co. im Garten. 2. Auflage. Stuttgart 2015: Verlag Eugen Ulmer. ISBN-10: 3800184494.
• Stefan Pierre Prell: Ausgebucht – Worauf es beim Bau von Insektenhotels für Nützlinge wirklich ankommt: Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis nutzen. Independently published 2019. ISBN-10: 1708704191.
Links
• wildbienen.de:
o Wildbienen-Nisthilfen: http://www.wildbienen.de/wbf-nihi.htm
o So nicht: ungeeignete Nisthilfen: http://www.wildbienen.de/wbs-soni.htm
o Einführung in den Wildbienenschutz: http://www.wildbienen.de/wbschutz.htm
• naturgartenfreunde.de:
o Hier lacht das Insektenherz – Positivbeispiele für Nisthilfen:
https://www.naturgartenfreude.de/wildbienen/nisthilfen/positivbeispiele
• wildbiene.com:
o Nisthilfen: https://www.wildbiene.com/standard/content.php?am=3&as=0&am_a=3
• wildbienen.info:
o Verbesserung der Nistmöglichkeiten – Grundlagen: https://www.wildbienen.info/artenschutz/nisthilfen_01.php
o Verbesserung der Nistmöglichkeiten: Nisthilfen für Bewohner vorhandener Hohlräume:
https://www.wildbienen.info/artenschutz/nisthilfen_02a.php
o „Nisthilfen“, die nicht geeignet oder nicht zu empfehlen sind:
https://www.wildbienen.info/artenschutz/untaugliche_nisthilfen_A.php
https://www.wildbienen.info/artenschutz/untaugliche_nisthilfen_B.php
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