Stiftung Warentest Honigtest 2025: Kritik an falschem Urteil

Dr. Florian Wöll

Autor: Dr. Florian Wöll

Über den Autor: Dr. Florian Wöll ist Apotheker, promovierter Naturwissenschaftler, Erwerbsimker und Gründer der Imkerei- und Apitherapie-Manufaktur Bienenherz® in Thüringen. Mit einer außergewöhnlichen Kombination aus wissenschaftlicher Präzision und imkerlicher Leidenschaft entwickelt er hochwertige Bienenprodukte – von Propolis und Gelée Royale bis hin zu naturbasierter Dermokosmetik. Als Experte für Gesundheitsprodukte aus dem Bienenstock vereint er fundiertes Fachwissen mit einem tiefen Verständnis für Naturprozesse. Mehr als 150 eigene Bienenvölker versorgen ihn mit Rohstoffen erster Güte, die er mit größter Sorgfalt und ökologischer Verantwortung verarbeitet. Sein Motto: „Nur was wir selbst ernten und kennen, verdient unser Vertrauen.“

Letzte Aktualisierung: 04.04.2025

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Stiftung Warentest und der Honigtest 2025: Wie der Verbraucher systematisch in die Irre geführt wird

Der Test, der Vertrauen kostet

Stiftung Warentest genießt in Deutschland ein fast religiöses Vertrauen. Wer dort ein „gut“ bekommt, verkauft sich besser – weil Verbraucher und Verbraucherinnen an die Objektivität dieser Bewertungen glauben. Doch genau dieses Vertrauen wurde im Honigtest 04/2025 tief erschüttert.

Der Deutsche Erwerbs- und Berufsimkerbund (DBIB) und der Landesverband Rheinland-Pfalz (LVRLP) haben in einer fundierten Stellungnahme bereits viele Kritikpunkte aufgedeckt. Ich möchte noch weiter gehen – denn als Imker und Autor sehe ich in diesem Test nicht nur Fehler, sondern eine methodisch angelegte Verzerrung, die dem Verbraucher mehr schadet als nutzt.

Quelle: Stellungnahme DBIB & LVRLP, 02.04.2025 [1]
250402-Stellungnahme-SW-Honigtest-DBIB-LVRLP


1. „Preiswerte Honige überraschen“ – Warum diese Aussage gefährlich ist

Der Test trägt den Titel: „Preiswerte Honige überraschen“. Klingt nett, oder? Man denkt: „Oh, schön, dass auch günstige Produkte mithalten können.“

Doch das ist ein trickreiches Framing: Die Stiftung Warentest hat in ihrem Testverfahren viele moderne Prüftechniken, mit denen sich Honigfälschungen heute sicher erkennen lassen, nicht eingesetzt. Dann zu schreiben, dass günstiger Honig „überrascht“, weil man keine Verfälschungen gefunden habe, ist irreführend – denn man konnte sie gar nicht finden, weil man sie nicht gesucht hat.

Es ist, als würde man mit einer Sonnenbrille nach Sternen suchen – und dann angeben, das keine vorhanden seien.


2. Sensorik mit zweierlei Maß: Rauch ist bei Lidl okay, bei Imkern ein Fehler?

„Sensorik“ bedeutet: Wie sieht, riecht und schmeckt der Honig? Stiftung Warentest hat alle Honige verkostet – und dabei manche Aromen als Fehler gewertet, andere nicht. Das Problem:

  • Ein Honig von Lidl wurde z. B. als „leicht rauchig“ beschrieben – trotzdem bekam er ein „gut“. Rauchig ist eineentstammt der Behandlung bzw. Bearbeitung des Honigs

  • Ein Honig von Rossmann hatte ebenfalls eine „rauchige“ und „stallige“ Note – wurde aber abgewertet.

  • Ein deutscher Imkerhonig roch „pflanzlich“ oder „kohlartig“ – und wurde ebenfalls abgestraft.

Das ist nicht fair, denn viele dieser Aromen sind sortentypisch und absolut normal, wie z. B. beim Rapshonig. Das steht auch in offiziellen Sensorik-Leitlinien (DIN 10760) und in den Sortenbeschreibungen des Deutschen Imkerbunds [5][6].

Statt diese Fakten zu beachten, hat Stiftung Warentest willkürlich bewertet – zum Nachteil kleiner Produzenten und zum Vorteil großer Handelsmarken.


3. Der Geschmack entscheidet zu stark – aber nach Bauchgefühl

30 % der Gesamtnote im Test beruhen auf der Geschmacksbewertung durch fünf Personen. Klingt okay, oder? Aber: Diese fünf Personen haben keine objektiven Vergleichshonige gehabt und keine externen Labore waren beteiligt.

Man stellte sich also in einen Raum, probierte Honig und diskutierte dann, was man meint geschmeckt zu haben. Das ist, als würden fünf Leute einen Wein probieren und daraus ein „Testurteil“ für 80 Millionen Deutsche ableiten – ohne standardisierte Regeln oder Kontrollmessungen.

Und dann macht dieses subjektive Urteil fast ein Drittel der Gesamtnote aus. Das ist unverhältnismäßig.


4. Keine Fälschungen gefunden? Kein Wunder – die besten Methoden wurden weggelassen

Die Stiftung Warentest behauptet, sie habe „keine Hinweise auf Panschereien“ gefunden. Doch das ist nicht das Ergebnis gründlicher Laborarbeit – sondern das Ergebnis eines Tests mit angezogener Handbremse.

Denn: Die modernsten Analyseverfahren, die im Jahr 2024 für internationales Aufsehen gesorgt haben, wurden gezielt nicht verwendet. Die Rede ist von der DNA-Analyse und der hochpräzisen Zuckeranalyse (HPAEC-PAD). Beide haben im Jahr 2024 gezeigt, dass:

… bis zu 80 % der Discounterhonige auf dem deutschen Markt mit Zuckersirup gestreckt sind.
Quelle: ZDF Frontal, Herbst 2024; Analyse von Bernhard Heuvel und unabhängigen Labors [4]

Diese Enthüllung passte vielen Herstellern nicht – verständlich. Noch beunruhigender: Den Aktiven rund um Bernhard Heuvel wurde laut Medienberichten sogar rechtlicher und persönlicher Druck gemacht, um ihre Studien nicht weiter zu veröffentlichen.

Und was macht Stiftung Warentest im Jahr 2025? Statt die besten verfügbaren Methoden anzuwenden, argumentiert man, die DNA-Datenbank sei „noch nicht global genug“ – und verzichtet darauf. Für Verbraucher bedeutet das: Der Test sieht nichts – weil er nicht richtig hinschaut.


5. „Mischhonig aus EU- und Nicht-EU-Ländern“ – Was soll man da bitte vergleichen?

Viele Discounterhonige im Test tragen die Angabe: „Mischung aus EU- und Nicht-EU-Ländern“. Was heißt das? Im Klartext: Es ist völlig unklar, aus welchen Ländern und Blütenquellen dieser Honig stammt. Es kann ein Mix aus Mexiko, Ukraine, China und Argentinien sein – innerhalb eines einzigen Glases.

Ein solcher Honig hat keine eigene sensorische Identität. Man kann ihn nicht sinnvoll mit einem sortenreinen, regionalen Blütenhonig vergleichen – denn er verändert sich je nach Mischung ständig.

Das ist, als würde man sagen: „Dieser Obstsalat ist aromatisch – besser als der Apfel.“ Es fehlt die Vergleichsbasis. Dennoch behauptet Stiftung Warentest, solche Mischhonige sensorisch bewerten zu können.

Fachlich ist das schlicht unsinnig.


6. Kein Nährwertetikett? Bei echtem Honig ist das korrekt – mit Umkehrschluss

Warentest wertete mehrere Honige ab, weil sie keine Nährwerttabelle auf dem Etikett hatten. Besonders betroffen: Honige im Glas des Deutschen Imkerbundes (DIB). Aber: Genau das ist gesetzlich korrekt – und bei echtem Honig sogar ein Beweis für Authentizität.

Laut:

  • Honigverordnung § 3 Abs. 1: Honig darf keine Zusätze enthalten – damit keine Nährwertkennzeichnung nötig [1].

  • EU-Verordnung 1169/2011, Anhang V Ziffer 1: Honig ist von der Pflicht zur Nährwertkennzeichnung befreit [2].

Das bedeutet: Ein echter Honig muss keine Tabelle haben. Wenn er eine hat, könnte man – ganz konsequent – sogar sagen: Moment mal – warum steht hier etwas drauf? Ist da vielleicht doch etwas beigemischt?

Diese Frage stellt Stiftung Warentest natürlich nicht. Stattdessen wird das Fehlen einer explizit nicht vorgeschriebenen Angabe zum Fehler erklärt – obwohl es eigentlich ein Qualitätsmerkmal ist.


7. „Kaltgeschleudert“, „aus der Natur“, „naturbelassen“ – oft nur Marketing, manchmal sogar irreführend

Begriffe wie „kaltgeschleudert“ oder „naturbelassen“ finden sich häufig auf Honiggläsern. Das klingt gut – ist aber rechtlich problematisch:

  • Laut den Leitsätzen für Honig der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission [3] ist Honig immer kalt geschleudert – also ohne Wärmezufuhr. Deshalb ist „kaltgeschleudert“ eine Werbung mit Selbstverständlichkeiten, die laut Rechtsprechung irreführend sein kann.

    „Die Angabe ‚kaltgeschleudert‘ suggeriert eine besondere Behandlung, obwohl sie Standard ist. Das verstößt gegen § 11 LFGB (Irreführung).“

  • Auch Begriffe wie „naturbelassen“ oder „aus der Natur“ sind bei Honige Selbstverständlichkeiten und dürfen daher NICHT in der Werbung genutzt werden! Warum wird`s gemacht?:  Um industriell erzeugten Honig aufzuwerten, der gefiltert, gemischt und überregional verarbeitet wurde.

Ironischerweise bekamen genau solche Produkte keine Abwertung. Stattdessen wurden deutsche Imkerhonige ungerechtfertigterweise abgewertet (s.o.) – obwohl sie tatsächlich naturbelassen sind.

Das ist das Gegenteil von Verbraucherschutz.


Fazit – Dieser Test dient nicht dem Verbraucherschutz, sondern ist eine PR-Kampagne für Billighonig

Was bleibt?

  • Stiftung Warentest hat moderne Analysemethoden ignoriert,

  • rechtskonforme Honige abgewertet,

  • industrielle Importware gelobt,

  • keine klaren Herkunftsangaben verlangt,

  • und den Geschmack als subjektive Größe überbewertet.

Das Ergebnis ist ein verzerrtes Bild – und der fatale Eindruck, dass Billighonig „überraschend gut“ sei. Für den Verbraucher, der echte Qualität sucht, ist das kein Schutz, sondern eine Irreführung.


Quellen

[1] Honigverordnung (HonigV), § 3 Abs. 1
[2] EU-Verordnung Nr. 1169/2011, Anhang V
[3] Leitsätze für Honig, Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission
[4] ZDF Frontal, Bericht „Gestreckter Honig“ 2024
[5] DIN 10760 – Sensorische Analyse von Honig
[6] Sortenhonig-Leitfaden, Deutscher Imkerbund e. V.
[7] Stiftung Warentest, Honigtest Ausgabe 04/2025 (Originaldokument)
[8] Stellungnahme DBIB & LVRLP, 02.04.2025


Häufige Fragen

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Dass sind die Sensorischen Vorgaben für eine professionelle Honigtestung

Quellen:

DIN 10760 – Sensorische Analyse von Honig

  • D.I.B. Schulungsmaterialien zur Honigprüfung

  • Fachliteratur:
    Renate Frank: Honig – köstlich, gesund und vielseitig
    Lotte Möller: Bienen
    Manfred Hederer: Honigkunde

HonigsorteSensorische Eigenschaften (Geruch & Geschmack)Typische Merkmale laut Honigprüfung
Akazienhonig (Robinie)sehr mild, fein-süß, fast neutral, blumig-zart„mild“, „neutral“, „kaum aromatisch“
Lindenhonigaromatisch, mentholartig, frisch, leicht bitter„mentholartig“, „minzig“, „harzig-frisch“
Rapshonigsüßlich, mild, cremig, gelegentlich kohlartig im Geruch„sahnig“, „mild“, „kohlartig“ (frisch)
Edelkastanienhonigkräftig, herb, bitter, leicht metallisch„tanninartig“, „herb“, „bitter im Abgang“
Waldhonigkräftig, würzig, malzig, leicht harzig„malzig“, „komplex“, „wenig süß“
Tannenhonigsehr kräftig, harzig, malzig, würzig„dunkel“, „harzbetont“, „lang anhaltend“
Blütenhonig (gemischt)blumig, mild bis fruchtig, je nach Tracht variabel„ausgewogen“, „blumig“, „leicht“
Frühtrachtmild, cremig, süßlich, je nach Region mit Obstblüten, Raps„frisch“, „leicht“, „cremig-mild“
Sommerblütearomatischer als Frühtracht, würzig, teilweise fruchtig„blumig-würzig“, „kräftiger“
Heidehonigkräftig, herb, leicht bitter, geléeartig„geleeartig“, „intensiv“, „herb-würzig“
Buchweizenhonigintensiv, malzig, brenzlig, tierisch, stallig„malzig“, „stallig“, „stark aromatisch“
Phaceliahonigmild, leicht minzig, angenehm blumig„hell“, „frisch“, „blumig-minzig“
Klee-Honigfein-süß, mild, leicht vanillig, cremig„hell“, „zart“, „mild-cremig“
Löwenzahnhonigkräftig, blumig, leicht bitter, vegetabil„gelblich“, „kräftig“, „leicht bitter“
Sonnenblumenhonigfruchtig-säuerlich, leicht herb„adstringierend“, „kräftig“, „fruchtig“
Senfblütenhonigsüßlich, leicht würzig, vegetabil„ungewöhnlich“, „zart-würzig“, „selten“
Ahornhonigmild, leicht nussig, hell„hell“, „dezent“, „nussartig“
Luzernehonigmild, fein-blumig, cremig„blumig“, „mild“, „selten“
Weißtannenhonigsehr kräftig, würzig, malzig, leicht herb„sehr dunkel“, „komplex“, „lang anhaltend“
Korianderhonigwürzig, leicht medizinisch oder orientalisch„ungewöhnlich“, „intensiv“, „für Kenner“

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Kommentare

  1. Also ich muss echt sagen, ich find den Honigtest von Stiftung Warentest diesmal echt nicht gut gelungen. Da geben sich so viele Imker Mühe, machen alles mit Herz und Verstand – und dann kommt sowas raus? Nur weil der Honig angeblich bisschen „kohlartig“ riecht oder schmeckt, wird er abgewertet? Das is doch Quatsch – sowas kann doch ganz normal sein, je nachdem was die Bienen halt gesammelt haben.

    Und dann schneiden die günstigen Honige ausm Supermarkt besser ab? Die, wo man oft gar nicht genau weiß, wo der Honig herkommt? Und wo es immer wieder heißt, da wär was gestreckt oder gepanscht? Versteh ich ehrlich gesagt nicht. Vor allem wenn man weiß, dass es heute eigentlich bessere Tests gibt, die sowas erkennen können – warum hat man die nicht benutzt?

    Ich kauf mein Honig lieber beim Imker um die Ecke, da weiß ich wenigstens was ich hab. Und find’s schade, dass so ein Test jetzt so’n Bild vermittelt, als wär der Imkerhonig schlechter. Ist er nämlich nicht. Ganz im Gegenteil.

    Also echt – das nächste Mal bitte mit mehr Fachwissen und Fairness. Sonst glaubt man diesen Tests bald gar nix mehr.

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