Puderzuckermethode – Diagnosemethode zur Bewertung des Varroa-Befalls

Dr. Florian Wöll

Autor: Dr. Florian Wöll

Über den Autor: Dr. Florian Wöll ist erfahrener Erwerbsimker. Mit großer Leidenschaft widmet er sich der Pflege und Zucht von Honigbienen und setzt sein Wissen gezielt für die Entwicklung Herstellung von Propolisprodukten, Honig und natürlicher Kosmetik ein. Als Experte für Qualitätssicherung in der Pharmaindustrie verbindet er höchste Qualitätsstandards mit nachhaltiger Imkerei – für Produkte, die nicht nur natürlich, sondern auch gesund sind.

Letzte Aktualisierung: 02.02.2025

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Frage von Renate J.:
Hallo,
ich imkere seit zwei Jahren und interessiere mich für das bestäuben der Bienen, mit Puderzucker um Varroa einzudämmen. Was könnt ihr dazu sagen, welche Erfahrungen und Erkenntnisse gibt es?


Puderzucker zur Bekämpfung von Varroa-Milben – Mythen und Fakten

Die Puderzuckermethode dient in der Imkerei in erster Linie zur Diagnose und Quantifizierung des Befalls durch die Varroamilbe (Varroa destructor). Es handelt sich dabei nicht um eine Maßnahme zur Bekämpfung der Milben.


Wie funktioniert die Puderzuckermethode?

Die Puderzuckermethode zur Bestimmung des Varroa-Milben-Befalls bei Honigbienen

Die Puderzuckermethode (auch Zuckertest genannt) ist eine bewährte, nicht-tödliche Methode zur Ermittlung des Varroa-Befallsgrades in einem Bienenvolk. Sie wird häufig von Imkern zur regelmäßigen Befallskontrolle eingesetzt, da sie einfach durchzuführen ist und eine schnelle Einschätzung der Varroabelastung ermöglicht.


Geeignete Becher:

Für die Puderzuckermethode wird ein Messbecher oder ein Kunststoffbecher mit einem Volumen von ca. 150 ml verwendet. Dieser entspricht ungefähr 300 Bienen, was die Standardgröße für eine aussagekräftige Stichprobe ist.

Beispiele:

  • Einweg-Plastikbecher (z. B. 150 ml Joghurtbecher)
  • Transparenter Messbecher (ca. 150 ml Volumen)
  • Spezieller Imker-Becher mit eingeprägten Markierungen für 300 Bienen (z. B. Varroa EasyCheck oder ähnliche Produkte)

Die einfachste Methode ist es, einen normalen Haushalts-Messbecher oder Plastikbecher zu verwenden und diesen einmal genau mit 300 Bienen zu befüllen, um die ungefähre Füllhöhe festzustellen. Danach kann man bei späteren Tests einfach diese Markierung verwenden.


Materialien:

  • Bienen aus der Brutwabe (ca. 300 Bienen, entspricht etwa einem halben Becher voll)
  • Weißer Puderzucker (keine anderen Zuckerarten, da diese zu großkörnig oder hygroskopisch sind)
  • Sieb mit ca. 2 mm Maschenweite (z. B. Drahtgaze oder Kunststoffsieb)
  • Plastikbehälter mit Deckel (ca. 500 ml, z. B. ein Marmeladenglas)
  • Messlöffel (für ca. 2 g Puderzucker)
  • Weiße Schale oder dunkles Tuch (zum Auffangen der Milben)
  • Wasser oder Sprühflasche (zum besseren Erkennen der Milben auf der Unterlage)

Durchführung:

  1. Entnahme der Bienen:
    Wähle eine Brutwabe mit offener Brut, da sich dort bevorzugt Ammenbienen aufhalten, die eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, mit Varroa befallen zu sein.
    → Bienen in ein Gefäß abschlagen oder vorsichtig mit einem Becher entnehmen (keine Königin mitnehmen!).
    Ungefähr 300 Bienen werden benötigt (ein halber Messbecher, etwa eine halbe Tasse).
  2. Puderzucker hinzufügen
    Gib die Bienen in den Plastikbehälter.
    Füge ca. 2 g Puderzucker hinzu (entspricht ca. einem gestrichenen Teelöffel).
    Verschließe den Behälter fest.
  3. Schütteln
    Schüttele den Behälter sanft aber kräftig für etwa 1–2 Minuten, damit der Zucker die Milben von den Bienen löst.
    Der Puderzucker bewirkt, dass die Varroa-Milben ihre Haftung verlieren und von den Bienen abfallen.
  4. Milben auswaschen
    Die Bienen werden durch das Sieb im Behälter zurückgehalten.
    Den herausfallenden Puderzucker samt Milben auf eine weiße Unterlage oder ein dunkles Tuch sieben.
    Um die Milben besser sichtbar zu machen, kann der Puderzucker mit Wasser besprüht oder aufgelöst werden.
  5. Bienen wieder (am Bienenstock!) frei lassen
  6. Milben zählen
    → Die abgefallenen Milben zählen.

Auswertung:

  • Milbenanzahl pro 300 Bienen bestimmen.
  • Schwellenwerte für den Befallsgrad (variieren je nach Jahreszeit und Region):
    • Frühjahr (<2 Milben) → unproblematisch
    • Sommer (Juli–August, >5 Milben) → Behandlung erforderlich
    • Herbst (>10 Milben) → Hoher Befall → Sofortige Behandlung nötig

Vorteile der Methode:

  • Nicht-tödlich für Bienen
  • Schnell und einfach
  • Geringe Materialkosten
  • Direkte Einschätzung des Befallsgrades möglich

Nachteile der Methode:

  • Nicht alle Milben fallen ab (ca. 10–15 % verbleiben auf den Bienen)
  • Ergebnis hängt von der korrekten Durchführung ab (falsches Schütteln oder zu grober Zucker kann das Ergebnis verfälschen)
  • Funktioniert nicht bei feuchter Witterung, da der Zucker verklumpen kann

Alternative Methoden:

  • Alkohol-Waschmethode (genauer, aber tödlich für Bienen)
  • Befallskontrolle mit Windel (durch Auszählen des natürlichen Milbenfalls)
  • CO₂-Begasung (teurer, aber ebenfalls schonend für die Bienen)

Die Puderzuckermethode ist besonders für regelmäßige, schonende Stichproben im Bienenjahr geeignet und kann helfen, den richtigen Zeitpunkt für eine Varroabehandlung zu bestimmen.


 

 

Warum ist die Puderzuckermethode keine effektive Bekämpfungsmethode?

  • Keine nachhaltige Wirkung: Selbst wenn man sämtliche 60.000 bis 70.000 Bienen eines Volkes mit Puderzucker bestäuben würde, wäre diese Methode dennoch nicht erfolgreich. Der Grund dafür ist, dass sie ausschließlich die Milben von den adulten Bienen entfernt. Der Großteil der Milbenpopulation befindet sich jedoch in der verdeckelten Brut, wo sie geschützt sind und sich ungehindert vermehren können. Somit bleibt der entscheidende Teil des Befalls unberührt.
  • Kein abtötender Effekt: Die abfallenden Milben bleiben lebensfähig und können das Volk weiterhin befallen.
  • Regelmäßige Anwendung erforderlich: Um eine kleine Reduktion der Milbenzahl zu erzielen, müsste die Methode sehr sehr sehr häufig durchgeführt werden, was in der Praxis nicht realistisch ist.

Vorteile der Puderzuckermethode zur Diagnose

  1. Schonende Diagnose: Es handelt sich um eine einfache, bienenschonende Methode, die keine chemischen Rückstände hinterlässt.
  2. Effizienz: Studien zeigen, dass die Methode bis zu 92,9 % der auf den adulten Bienen befindlichen Milben entfernen kann, sodass man eine sehr genauen Indikator für den Grad des befalls hat.  (Brunnemann & Büchler, 2011).
  3. Integrierbar in Schädlingsmanagement (IPM): Die Methode kann als Teil eines integrierten Schädlingsbekämpfungskonzepts eingesetzt werden, insbesondere zur Überwachung des Befallsgrades.

Einschränkungen der Methode

  • Nur für die Diagnose geeignet: Die Puderzuckermethode dient primär zur Einschätzung des Befallsgrades und ist keine eigenständige Bekämpfungsmaßnahme.
  • Abhängig von Witterungsbedingungen: Die Methode funktioniert nur bei trockenem Wetter, da Feuchtigkeit den Puderzucker verklumpen lässt.
  • Begrenzte Effektivität: Da keine Milben in der Brut erreicht werden, ist die Methode keine langfristige Lösung zur Reduktion der Varroapopulation (siehe oben).

Fazit

Die Puderzuckermethode ist ein wertvolles Instrument zur Detektion und Überwachung von Varroamilbenbefall. Sie bietet eine bienenschonende und rückstandsfreie Alternative zu chemischen Diagnoseverfahren. Allerdings ist sie keine effektive Maßnahme zur Bekämpfung der Milben und sollte daher stets mit anderen Methoden kombiniert werden, wie etwa:

  • Behandlung mit organischen Säuren (Ameisensäure, Oxalsäure)
  • Thymol-basierte Behandlungen
  • Biotechnische Verfahren (z. B. Brutentnahme)

Literatur und Quellen

  1. Brunnemann, G., & Büchler, R. (2011). Bienenprobe mit Puderzucker – Die neue bienenschonende Varroa-Befallsmessung. ADIZ/db/IF, 8/2011. Online verfügbar
  2. Wikipedia: Puderzuckermethode. Verfügbar unter: Wikipedia
  3. Deutscher Imkerbund e.V. (DIB). Varroa unter Kontrolle. Broschüre, verfügbar über den Deutschen Imkerbund.

 

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